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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0160
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Rom in der Renaissance.

vor dieser nur allein jeder Zweifel, jede Frage, warum hört die Sehnsucht auf,
und warum schweigt der Schmerz? Nicht nur, weil die höchsten Menschheitsideale
in einer unsagbar erhabenen Versammlung hier oben verwirklicht worden sind,
weil die Natnr selbst keine vollkommeneren Menschen bilden kann, wie diesen
Thristus, diese Maria, diesen David, diesen Johannes (Abb. s2ö), sondern auch, weil
diese Freunde Gottes selber aufgehört, zu wollen, zu streben, zu hoffen, weil alles


^22. Stanza della Segnatura. Iulius II. übermittelt als Gregor IX.
einem Aonsistorialadvokaten die Dekretalien.

Schauen ist und Seligkeit, weil alles schon erfüllt ist und vollbracht. Keine Klage
mehr um verlorene Lebensgüter, kein Snchen mehr nach einem fernen Friedens-
glück. Aber auch kein stürmisches Entzücken, kein jubelndes Genießen, kein
momentaner Ausbruch höchsten Glücksgefühls, der in sich selber schon den Kein:
des Todes trägt. Nein, die große Sabbatruhe ist angebrochen, und kaum haben
diese Heiden des alten und neuen Bundes noch ihre Individualität bewahrt, so
gleichmäßig umleuchtet sie alle ein zitternd-wehmütig verklärter Abglanz des seligen
Selbstgenügens, das auf dem Antlitze Lhristi thront. And doch scheuen sie sich alle,
 
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