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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0171
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5. Julius II.

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in Rom seine ersten Uebungen in den freien Aünsten begann, Zn der P^thagoras-
gruppe vereinigen sich Musik und Arithmetica, durch die griechische Notentafel des
Jünglings, durch die Erscheinung des Arabers unverkennbar charakterisiert. Der
tief erregte Forscher, welcher triumphierend in einem mächtigen Aodex auf die
Beweisgründe der Lehren deutet, die er eben entwickelt hat, kann nur der Vertreter
der Rhetorik fein, aber die herrliche Porträtgestalt eines Jünglings neben ihm hat
Vasari wohl mit Unrecht Francesco della Rovere genannt, denn der leidenschaft-
liche Herzog von Urbino war eben nach Ermordung des Aardinals Alidofi beim


Z3S. Stanza della Segnatura. Schule von Athen. Die Astrologen. Rechts die Porträte
Raphaels und des Sodoma.

Papste in höchste Ungnade gefallen. Auch die Bedeutung des einsamen Denkers
läßt sich nicht mehr bestimmen. Da er noch auf dem Aarton in der Ambrosiana
fehlt, dürfen wir wohl annehmen, daß Raphael diese Zeremiasgestalt nur aus
formellen Gründen in die Aompofition entführte, um die Leere der mittleren Fläche
auszufüllen. Hat doch Diogenes aus gleichem Grunde seinen Platz ein wenig
höher mitten auf den Marmorstufen gefunden, die zum Heiligtum hinaufführen.
Die Echüler und Meister der Geometrie und Astronomie haben sich gegenüber
in der rechten Ecke versammelt. Hier weiht Euklid, der Geometriker, welcher die
Züge des kahlköpfigen Bramante trägt, die wißbegierige Zugend in die Geheim-
nisse des Areises und der Linie ein, und fürwahr, es muß eine Freude sein, solche
 
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