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Rom in der Renaissance.
Die Erde, welche dem Herrn gehört, der sie trotz aller Anfechtungen seiner Feinde
zu behaupten weiß und nach freier Wahl seinen Dienern überträgt, das ist der
Gedanke, welcher beide Visionen verbindet, die sich wiederuni beide auf den knieenden
Papst beziehen, der sie beide erschaut, Ihm boten diese Posaunenbläser, durch
welche Gott das böse Geschlecht der Menschen vernichtet, Gewähr für den Unter-
gang der eigenen Feinde, und er hatte sich nicht getäuscht. Ja, der Wechsel voll-
zog sich so plötzlich, so unverhofft, daß es zur Ausführung dieses Entwurfes über-
haupt nicht mehr gekommen ist. Der Glaube wandelte sich in Schauen, die
Hoffnung in Erfüllung, das Bittgebet in Lobgesang; so schnell, so glänzend, so
127. Stanza d'Eliodoro. Die Befreiung Petri.
wunderbar reihte sich nach der Niederlage von Ravenna ein Triumph an den
anderen, daß Julius II. kaum drei Monate später die Nachricht von der Ver-
treibung der Franzosen aus Italien empfing und in den Jubelruf ausbrechen
konnte: ,Wir Haben gesiegt, wir haben gesiegt!^ In unaussprechlicher Begeisterung
trug man diese Botschaft durch die ewige Stadt, ,Julius, Julius hallte es laut
durch alle Gassen, und der venezianische Gesandte konnte berichten, daß kein
Imperator jemals so geehrt worden sei in Rom, wie der Papst. Julius aber
wallfahrtete schon am folgenden Tage in seine alte Titelkirche von San Pietro in
Vincoli, uni dein Apostelfürsten seine Dankgebete darzubringen.H Hier mußten seine
*) Ludwig Pastor hat zuerst in seiner Papstgeschichte auf dies bedeutungsvolle Ereignis
hingewiesen und damit zugleich die Beziehung der Befreiung Petri auf Julius II. sicher gestellt,
die ich hier weiter ausgeführt und begründet habe.
Rom in der Renaissance.
Die Erde, welche dem Herrn gehört, der sie trotz aller Anfechtungen seiner Feinde
zu behaupten weiß und nach freier Wahl seinen Dienern überträgt, das ist der
Gedanke, welcher beide Visionen verbindet, die sich wiederuni beide auf den knieenden
Papst beziehen, der sie beide erschaut, Ihm boten diese Posaunenbläser, durch
welche Gott das böse Geschlecht der Menschen vernichtet, Gewähr für den Unter-
gang der eigenen Feinde, und er hatte sich nicht getäuscht. Ja, der Wechsel voll-
zog sich so plötzlich, so unverhofft, daß es zur Ausführung dieses Entwurfes über-
haupt nicht mehr gekommen ist. Der Glaube wandelte sich in Schauen, die
Hoffnung in Erfüllung, das Bittgebet in Lobgesang; so schnell, so glänzend, so
127. Stanza d'Eliodoro. Die Befreiung Petri.
wunderbar reihte sich nach der Niederlage von Ravenna ein Triumph an den
anderen, daß Julius II. kaum drei Monate später die Nachricht von der Ver-
treibung der Franzosen aus Italien empfing und in den Jubelruf ausbrechen
konnte: ,Wir Haben gesiegt, wir haben gesiegt!^ In unaussprechlicher Begeisterung
trug man diese Botschaft durch die ewige Stadt, ,Julius, Julius hallte es laut
durch alle Gassen, und der venezianische Gesandte konnte berichten, daß kein
Imperator jemals so geehrt worden sei in Rom, wie der Papst. Julius aber
wallfahrtete schon am folgenden Tage in seine alte Titelkirche von San Pietro in
Vincoli, uni dein Apostelfürsten seine Dankgebete darzubringen.H Hier mußten seine
*) Ludwig Pastor hat zuerst in seiner Papstgeschichte auf dies bedeutungsvolle Ereignis
hingewiesen und damit zugleich die Beziehung der Befreiung Petri auf Julius II. sicher gestellt,
die ich hier weiter ausgeführt und begründet habe.