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ums (Inv.-Nr.165) im Jahre 1970 (Siehe Seite 86 und Anmerkung 890 dieser Ar-
beit), waren jedoch, von Ausbesserungen abgesehen, keine weiteren Verän-
derungen des Bildes festgestellt worden; so scheint es vielmehr, daß der ganz
andere Typus (!) der bärtigen Figur auf der Zinsmeister-Tafel auf den Auftrag-
geber jener Kopie hindeutet; dieser hatte sich offenbar auf seinem Bild in der
Rolle des Josef von Arimathäa - bei der Anbetung des Herrn - darstellen lassen;
einen vergleichbaren »Rollentausch« hatte ich bereits bei der spiegelverkehrten
Frankfurter Mitteltafelkopie des Paumgartner-Altars feststellen können (Vgl. die
Seite 235 dieser Arbeit), die von Jobst Harrich signiert wurde und aus dem Jahre
1617 (!) stammt. Wie dort mag auch hier das vorgegebene anbetende Knien der
veränderten Figur es erlaubt haben, in dieser Hauptfigur ein zeitgemäßes Stifter-
bildnis zu »verstecken«.
Um zu verstehen, was es mit dieser, bisher in der Forschung ignorierten
Kopie auf sich haben könnte301, ist ein Exkurs nötig:
Bei Kreß von Kressenstain war die Rede von einer "Copey", die vor dem
Verkauf [wohl unmittelbar davor, gewissermaßen als Bedingung für einen Ver-
kauf!] an "Martin Peller" [1622] "genomen vnd folche der Holzfchuerifchen
Stifftung fampt dem Geldt vberantwortet"302 wurde. Wie ich in Anmerkung 80
dieser Arbeit darlegte, schien für Kressenstain nicht, die für ihn weniger greifba-
re Bezahlung des Originals [1620], als die Ersetzung des Originals durch eine
Kopie als sichtlicher Beweis für einen Verkauf derselben gezählt zu haben.
Wäre ihm die runde Summe von immerhin 1000 Gulden bekannt gewesen, so
hätte er sie wohl angegeben! So scheint es, daß im Jahre 1622 - also etwas über
ein Jahr nach dem eigentlichen Verkauf - eine Kopie die »Dürertafel« in der
Holzschuher-Kapelle ersetzt hat. Der Zeitraum, zu der man eine solche Kopie
anfertigen ließ [demnach 1621/1622] liegt in etwa in jenen Jahren, in denen Her-
zog Maximilian I. die Stifterfigürchen der Paumgartner-Tafel übermalen [wohl
1618] ließ (Siehe dazu Teil III, Kapitel 1.3. und auch Seite 235 dieser Arbeit).
Die Tatsache, daß auf der Riedenburger-Kopie - anders als auf den beiden
Nürnberger »Haupt«-Epitaphien - keine »Stifterfiguren« abgebildet sind, deu-
tet303 darauf hin, daß die Tafel bereits einer Epoche angehört, in der derartig win-
zige Figuren nicht mehr dem »Geschmack« entsprachen. Wir können davon aus-
gehen, daß sie einer Zeit angehört, in der die kleinen Adoranten für den Besteller
der Kopie keine wesentliche Bedeutung mehr hatten. Dies mag für den Käufer
der Holzschuher-Tafel (Martin Peller) zutreffen, ob dies auch für die Mitglieder
der Holzschuher 'sehen Stiftung gelten304 kann, sei dahingestellt. Die Tilgung der
Wappen auf der Tafel bei Peller scheint ebenfalls zu dieser Zeit - und nicht erst
nach dem Kauf der Tafel durch Sulpiz Boisseree (Siehe dazu die Seiten 100/101
ums (Inv.-Nr.165) im Jahre 1970 (Siehe Seite 86 und Anmerkung 890 dieser Ar-
beit), waren jedoch, von Ausbesserungen abgesehen, keine weiteren Verän-
derungen des Bildes festgestellt worden; so scheint es vielmehr, daß der ganz
andere Typus (!) der bärtigen Figur auf der Zinsmeister-Tafel auf den Auftrag-
geber jener Kopie hindeutet; dieser hatte sich offenbar auf seinem Bild in der
Rolle des Josef von Arimathäa - bei der Anbetung des Herrn - darstellen lassen;
einen vergleichbaren »Rollentausch« hatte ich bereits bei der spiegelverkehrten
Frankfurter Mitteltafelkopie des Paumgartner-Altars feststellen können (Vgl. die
Seite 235 dieser Arbeit), die von Jobst Harrich signiert wurde und aus dem Jahre
1617 (!) stammt. Wie dort mag auch hier das vorgegebene anbetende Knien der
veränderten Figur es erlaubt haben, in dieser Hauptfigur ein zeitgemäßes Stifter-
bildnis zu »verstecken«.
Um zu verstehen, was es mit dieser, bisher in der Forschung ignorierten
Kopie auf sich haben könnte301, ist ein Exkurs nötig:
Bei Kreß von Kressenstain war die Rede von einer "Copey", die vor dem
Verkauf [wohl unmittelbar davor, gewissermaßen als Bedingung für einen Ver-
kauf!] an "Martin Peller" [1622] "genomen vnd folche der Holzfchuerifchen
Stifftung fampt dem Geldt vberantwortet"302 wurde. Wie ich in Anmerkung 80
dieser Arbeit darlegte, schien für Kressenstain nicht, die für ihn weniger greifba-
re Bezahlung des Originals [1620], als die Ersetzung des Originals durch eine
Kopie als sichtlicher Beweis für einen Verkauf derselben gezählt zu haben.
Wäre ihm die runde Summe von immerhin 1000 Gulden bekannt gewesen, so
hätte er sie wohl angegeben! So scheint es, daß im Jahre 1622 - also etwas über
ein Jahr nach dem eigentlichen Verkauf - eine Kopie die »Dürertafel« in der
Holzschuher-Kapelle ersetzt hat. Der Zeitraum, zu der man eine solche Kopie
anfertigen ließ [demnach 1621/1622] liegt in etwa in jenen Jahren, in denen Her-
zog Maximilian I. die Stifterfigürchen der Paumgartner-Tafel übermalen [wohl
1618] ließ (Siehe dazu Teil III, Kapitel 1.3. und auch Seite 235 dieser Arbeit).
Die Tatsache, daß auf der Riedenburger-Kopie - anders als auf den beiden
Nürnberger »Haupt«-Epitaphien - keine »Stifterfiguren« abgebildet sind, deu-
tet303 darauf hin, daß die Tafel bereits einer Epoche angehört, in der derartig win-
zige Figuren nicht mehr dem »Geschmack« entsprachen. Wir können davon aus-
gehen, daß sie einer Zeit angehört, in der die kleinen Adoranten für den Besteller
der Kopie keine wesentliche Bedeutung mehr hatten. Dies mag für den Käufer
der Holzschuher-Tafel (Martin Peller) zutreffen, ob dies auch für die Mitglieder
der Holzschuher 'sehen Stiftung gelten304 kann, sei dahingestellt. Die Tilgung der
Wappen auf der Tafel bei Peller scheint ebenfalls zu dieser Zeit - und nicht erst
nach dem Kauf der Tafel durch Sulpiz Boisseree (Siehe dazu die Seiten 100/101