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Mir ist noch nicht bekannt geworden, seit wann die Riedenburger Tafel in
Besitz der Familie Zinsmeister ist. Es ist anzunehmen, daß die Tafel [in Entspre-
chung zur Kopie des Dürer'schen Paumgartner-Altarwerkes] bereits aus der
Nürnberger Katharinenkirche entfernt334 wurde, als diese zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts profanisiert und in eine Scheune verwandelt wurde (Vgl. Seite 238 die-
ser Arbeit). Geht man davon aus, daß es sich bei der »Riedenburger-Kopie« tat-
sächlich um die Tafel handelt, die 1620/22 anläßlich der Peller'sehen Erwerbung
der Holzschuher 'sehen Tafel [Replik] angefertigt worden war, so bleibt zu er-
klären, welche Bewandtnis es mit jener alten Tafel in der St. Sebalduskirche hat:
2. Das eigentliche Dürer 'sehe »Original-Epitaph« in der Nürnberger
St. Sebalduskirche335 (!):
Theodor Hampe336 hatte 1920 angemerkt, daß das Verhältnis der Beweinung
Christi in der Sebalduskirche zu der Dürer 'sehen Beweinung im Germanischen
Museum noch nicht feststehe. Seit etwa 1827/1829 (Heller337/Schorn's Kunst-
Blatt338) wurde die Tafel in der Sebalduskirche jedoch allgemein als eine Kopie
angesehen. Wohl da man wußte, daß Martin Peller eine solche originale Dürerta-
fel [1620/1622] gekauft hatte, wurde die Tafel dann meist339 auch in die Zeit die-
ser Erwerbung datiert; denn es war bei dem Kauf eines Bildes aus einer Kirche
durchaus üblich, eine Kopie davon anfertigen zu lassen, um die verkaufte Tafel
zu ersetzen.
Es mag auffallen, daß in der Literatur bis etwa 192834° ausnahmslos341 davon
ausgegangen worden war, daß die Familie Holzschuher ihr Epitaph (GNM-
Tafel) in die Nürnberger St. Sebalduskirche gestiftet hatte, denn dort war -
neben der Tafel im Peller'sehen Hause - eine zweite Tafel erhalten geblieben,
von der man glaubte, daß sie an der ursprünglichen Stelle hing. Die besondere
Bedeutung der »Zinsmeister-Kopie« von Riedenburg/Altmühl [Siehe Teil I, Ka-
pitel 1.2. dieser Arbeit] war hingegen längst nicht mehr bekannt.
2.1. Die Würdigung der Memorial-Tafel der Nürnberger St. Sebalduskirche
in der Litaratur bis 1801/1819 und die spätere »Degradierung« des
Epitaphs zu einer Kopie des 17. Jahrhunderts
Die "alte Nürnberger Copie [in der ich das Holzschuher 'sehe Original-Epitaph
sehe] von dem ihresgleichen eigenthümlichen, wäfferig grünlichen Tone"342 be-
findet sich noch heute in St. Sebald am rechten »Triumphbogenpfeiler«343 (d.h.
an der Ostseite des südlichen Vierungspfeilers), möglicherweise noch an der ur-
Mir ist noch nicht bekannt geworden, seit wann die Riedenburger Tafel in
Besitz der Familie Zinsmeister ist. Es ist anzunehmen, daß die Tafel [in Entspre-
chung zur Kopie des Dürer'schen Paumgartner-Altarwerkes] bereits aus der
Nürnberger Katharinenkirche entfernt334 wurde, als diese zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts profanisiert und in eine Scheune verwandelt wurde (Vgl. Seite 238 die-
ser Arbeit). Geht man davon aus, daß es sich bei der »Riedenburger-Kopie« tat-
sächlich um die Tafel handelt, die 1620/22 anläßlich der Peller'sehen Erwerbung
der Holzschuher 'sehen Tafel [Replik] angefertigt worden war, so bleibt zu er-
klären, welche Bewandtnis es mit jener alten Tafel in der St. Sebalduskirche hat:
2. Das eigentliche Dürer 'sehe »Original-Epitaph« in der Nürnberger
St. Sebalduskirche335 (!):
Theodor Hampe336 hatte 1920 angemerkt, daß das Verhältnis der Beweinung
Christi in der Sebalduskirche zu der Dürer 'sehen Beweinung im Germanischen
Museum noch nicht feststehe. Seit etwa 1827/1829 (Heller337/Schorn's Kunst-
Blatt338) wurde die Tafel in der Sebalduskirche jedoch allgemein als eine Kopie
angesehen. Wohl da man wußte, daß Martin Peller eine solche originale Dürerta-
fel [1620/1622] gekauft hatte, wurde die Tafel dann meist339 auch in die Zeit die-
ser Erwerbung datiert; denn es war bei dem Kauf eines Bildes aus einer Kirche
durchaus üblich, eine Kopie davon anfertigen zu lassen, um die verkaufte Tafel
zu ersetzen.
Es mag auffallen, daß in der Literatur bis etwa 192834° ausnahmslos341 davon
ausgegangen worden war, daß die Familie Holzschuher ihr Epitaph (GNM-
Tafel) in die Nürnberger St. Sebalduskirche gestiftet hatte, denn dort war -
neben der Tafel im Peller'sehen Hause - eine zweite Tafel erhalten geblieben,
von der man glaubte, daß sie an der ursprünglichen Stelle hing. Die besondere
Bedeutung der »Zinsmeister-Kopie« von Riedenburg/Altmühl [Siehe Teil I, Ka-
pitel 1.2. dieser Arbeit] war hingegen längst nicht mehr bekannt.
2.1. Die Würdigung der Memorial-Tafel der Nürnberger St. Sebalduskirche
in der Litaratur bis 1801/1819 und die spätere »Degradierung« des
Epitaphs zu einer Kopie des 17. Jahrhunderts
Die "alte Nürnberger Copie [in der ich das Holzschuher 'sehe Original-Epitaph
sehe] von dem ihresgleichen eigenthümlichen, wäfferig grünlichen Tone"342 be-
findet sich noch heute in St. Sebald am rechten »Triumphbogenpfeiler«343 (d.h.
an der Ostseite des südlichen Vierungspfeilers), möglicherweise noch an der ur-