Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0118
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
88

ten der Dürermonogramme Schäufeleins903 und Hans Sebald Behams904 [1500-
1550].
An der Gestaltung der Tafel des Germanischen Nationalmuseums, welche
sich damals noch in der Nürnberger Moritzkapelle befand, äußerte etwa Gustav
Friedrich Waagen905 im Jahre 1862 frühe Kritik: "Die Composition ist hier vor-
trefflich, der Wurf der Gewänder sehr einfach und von reinem Geschmack. Da-
gegen ist der Kopf Christi von grässlicher Wahrheit, der der Maria unschön, der
der Magdalena gleichgültig im Ausdruck. Auch ist die röthliche Fleischfarbe
schwer, die Wirkung bunt, die Ausführung dagegen, in einem soliden Impasto,
sehr sorgfältig." Auch Kugler906 (1867) sollte nur die Ordnung der Komposition
loben: "Eine figurenreiche Composition, schön geordnet, namentlich der Leich-
nam, der zwar steif, doch (mit Ausnahme des widerwärtigen Kopfes) in edlen
Formen gezeichnet ist. Auch hier ist jene eigenthümlich leuchtende Farbgebung
vorherrschend, nur das Nackte vielfach übermalt. Der Ausdruck der Köpfe übri-
gens wiederum ohne sonderliche Tiefe."
Bock907 (1904), der noch an eine Mitarbeit Grünewalds dachte, schrieb: "Hier
ist Dürers Hand nur in den zeichnerisch behandelten, lebendigen Stifterfigürchen
zu erkennen. Die zerstreute Komposition weicht ganz ab, noch mehr die bedeu-
tende Rolle des Lichts in Landschaft und Figurengruppe. Der Akt ist von dem
Münchner mit dem braunen statt grauen Inkarnat, in der nur die wesentlichen
Formen gebenden Modellierung, der flotten, flüssigen Malweise sehr verschie-
den. Die Köpfe sind in einem zarten Helldunkel relativ breit behandelt, noch
breiter die Felsengebirge der Landschaft. [...] Dazu diese Fülle des Lichtes, Aus-
drucksmotive der Hände bei Christus und Maria, Typen wie der Johannis und
Mariä und namentlich des Nikodemus rechts mit dem erregten, etwas schielen-
den Blick. [...]"
3.2. Zur »Echtheit« bzw. »Eigenhändigkeit«908 dieser späteren
Holzschuher-Tafel
Es ist - seit v. Murr 1786 - ein Topos der Dürerliteratur, daß die Holzschuher-
Tafel »nicht von Dürer«909 selbst sei, bzw. daß sie eine Werkstattarbeit910 / »Ate-
liergut«911, gar eine »freie Wiederholung«912 bzw. eine »freie gegenseitige Ko-
pie«913 der Glimm'sehen Beweinung sei. Friedländer914 schrieb, daß die Bewei-
nung Christi im Germanischen Museum zu Nürnberg - im Vergleich zu der ihr
nah verwandten Glimm'sehen Beweinung - minder sorgfältig durchgebildet sei.
Dem ist sicher zuzustimmen. Er beschrieb sie als weniger bunt und scharf im
Kolorit. August v. Eye915 (1869) sah im Holzschuher-Epitaph ein Werk, in dem
 
Annotationen