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Kleine Ausbesserungen fänden sich, so Kalveram888, vor allem in einigen Ge-
wändern, insbesondere dem des »Joseph von Arimathäa« [= Nikodemus], sowie
am Kopf »des Mannes neben Johannes« [= Josef von Arimathäa]. Zahlreiche
sehr kleine Retuschen erkennt man im Körper des Christus [insbesondere auch
entlang eines senkrechten Risses]; diese kleinen Retuschen könnten - laut
Kalveram889 - auf eine »Restaurierung der 50er Jahre« [des 20. Jahrhunderts] zu-
rückgehen. Wesentliche Veränderungen aus älterer Zeit, wie sie verschiedent-
lich890 angenommen wurden, sind - sieht man einmal von den bekannten Verän-
derungen an den Wappen ab - in dem Gemälde nicht feststellbar. Die tech-
nischen Untersuchungen (s.o.) hätten indes bestätigt, daß die Tafel des Germa-
nischen Nationalmuseums - außer den genannten Schäden in der Oberfläche -
insbesondere in der Figurengruppe weitgehend dem ursprünglichen Bestand ent-
spricht.
Wölfflin891 urteilte über das Beweinungsbild im Germanischen Museum, daß
es nicht im selben Atem mit dem Münchener Bilde [Glimm'sehe Beweinung]
genannt werden dürfe und nur in einem entfernteren Zusammenhang mit Dürer
stehe. Auch Flechsig892 sprach sich dafür aus, dieses Bild auf jeden Fall als Werk
Dürers zu streichen893.
Der Erhaltungszustand der Tafel ist mäßig894, Flechsig895 nannte sie "vollkom-
men verdorben"; dies war auch der erste Eindruck896 Sulpiz Boisserees (Siehe
Seite 18 dieser Arbeit) gewesen, nachdem er zum ersten Mal bei H. v. Peller in
Nürnberg war. Aus dem Brief897 (04.05.1816), den Sulpiz noch am gleichen Tag
an seinen Bruder Melchior schrieb, wird deutlich, in welchem Zustand er das
Bild im Peller'sehen Hause vorfand: "Aber leider findet fich nur ein Kopf [er
mag an den Kopf des Johannes gedacht haben] ganz erhalten - u. alles übrige ift
mehr oder weniger retouchirt, am fchlimmften aber find die Retouchen im Kör-
per des Chriftus; und noch mehr, das ganze hebt fich an einer Seite in Schalen
und Blafen."
So mag es nicht verwundern, daß auch Melchior Boisseree und »besonders«
Bertram - als sie das Bild das erste Mal sahen - »unzufrieden« (Vgl. Seite 21
dieser Arbeit) waren.
Das Nürnberger Bild galt später lange Zeit als weitgehend übermalt. So ur-
teilte bereits Thausing898 (1876, lange nach der Restaurierung durch Koester),
daß das Gemälde sehr gelitten habe und in der Hauptgruppe stark übermalt sei.
Laut Anzelewsky899 finden sich zahlreiche Ausbesserungen an der Gestalt Christi
und anderen Figuren. Die Gesichter seien »berieben«. Das Monogramm900 auf
dem vorderen Zipfel des Leichentuches soll eine spätere Zutat, gar "gefälscht"901
sein. Oehler902 zufolge verbinde das Zeichen des Nürnberger Bildes Eigenschaf-
Kleine Ausbesserungen fänden sich, so Kalveram888, vor allem in einigen Ge-
wändern, insbesondere dem des »Joseph von Arimathäa« [= Nikodemus], sowie
am Kopf »des Mannes neben Johannes« [= Josef von Arimathäa]. Zahlreiche
sehr kleine Retuschen erkennt man im Körper des Christus [insbesondere auch
entlang eines senkrechten Risses]; diese kleinen Retuschen könnten - laut
Kalveram889 - auf eine »Restaurierung der 50er Jahre« [des 20. Jahrhunderts] zu-
rückgehen. Wesentliche Veränderungen aus älterer Zeit, wie sie verschiedent-
lich890 angenommen wurden, sind - sieht man einmal von den bekannten Verän-
derungen an den Wappen ab - in dem Gemälde nicht feststellbar. Die tech-
nischen Untersuchungen (s.o.) hätten indes bestätigt, daß die Tafel des Germa-
nischen Nationalmuseums - außer den genannten Schäden in der Oberfläche -
insbesondere in der Figurengruppe weitgehend dem ursprünglichen Bestand ent-
spricht.
Wölfflin891 urteilte über das Beweinungsbild im Germanischen Museum, daß
es nicht im selben Atem mit dem Münchener Bilde [Glimm'sehe Beweinung]
genannt werden dürfe und nur in einem entfernteren Zusammenhang mit Dürer
stehe. Auch Flechsig892 sprach sich dafür aus, dieses Bild auf jeden Fall als Werk
Dürers zu streichen893.
Der Erhaltungszustand der Tafel ist mäßig894, Flechsig895 nannte sie "vollkom-
men verdorben"; dies war auch der erste Eindruck896 Sulpiz Boisserees (Siehe
Seite 18 dieser Arbeit) gewesen, nachdem er zum ersten Mal bei H. v. Peller in
Nürnberg war. Aus dem Brief897 (04.05.1816), den Sulpiz noch am gleichen Tag
an seinen Bruder Melchior schrieb, wird deutlich, in welchem Zustand er das
Bild im Peller'sehen Hause vorfand: "Aber leider findet fich nur ein Kopf [er
mag an den Kopf des Johannes gedacht haben] ganz erhalten - u. alles übrige ift
mehr oder weniger retouchirt, am fchlimmften aber find die Retouchen im Kör-
per des Chriftus; und noch mehr, das ganze hebt fich an einer Seite in Schalen
und Blafen."
So mag es nicht verwundern, daß auch Melchior Boisseree und »besonders«
Bertram - als sie das Bild das erste Mal sahen - »unzufrieden« (Vgl. Seite 21
dieser Arbeit) waren.
Das Nürnberger Bild galt später lange Zeit als weitgehend übermalt. So ur-
teilte bereits Thausing898 (1876, lange nach der Restaurierung durch Koester),
daß das Gemälde sehr gelitten habe und in der Hauptgruppe stark übermalt sei.
Laut Anzelewsky899 finden sich zahlreiche Ausbesserungen an der Gestalt Christi
und anderen Figuren. Die Gesichter seien »berieben«. Das Monogramm900 auf
dem vorderen Zipfel des Leichentuches soll eine spätere Zutat, gar "gefälscht"901
sein. Oehler902 zufolge verbinde das Zeichen des Nürnberger Bildes Eigenschaf-