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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0131
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Koester, sondern bereits vor dem Kauf des Bildes getilgt1066 worden waren; denn
für einen Sammler wie Boisseree hätten ja gerade die erhaltenen Holzschuher-
Wappen ein Zeichen für die Originalität des Bildes sein können. Andererseits
wird die Peller'sche Tafel etwa in den eigenen Briefen Boisserees nie mit der
Familie Holzschuher in Verbindung gebracht! Es scheint den Boisserees viel-
mehr - mit Sicherheit zum Zeitpunkt der Restaurierung - noch gar nicht bekannt
gewesen zu sein (Siehe dazu die Seite 40 dieser Arbeit), daß es sich bei ihrer Ta-
fel überhaupt um ein Epitaph für die Familie Holzschuher handelte! Dafür mag
auch das geringe Interesse sprechen, welches Sulpiz Boisseree noch im Jahre
1828 gegenüber der vermeintlichen (!) Kopie zeigte (Siehe Anmerkung 414 die-
ser Arbeit). Fraglich bleibt1067 jedoch, wann die Phantasie-Wappen gemalt wur-
den; Mayer1068 schrieb im Jahre 1831: "Leider ift diefes Bild aber, feit dem es
von Nürnberg weg kam, fo arg übermalt, daß man jetzt die Copie dem Originale
vorziehen muß. Selbft die Familienwappen hat der Reftaurator gänzlich über-
tüncht!"; es ist daher anzunehmen1069, daß Koester die bereits getilgten Wappen
(offenbar in Unkenntnis1070 der Wappen der Tafel in St. Sebald) in neutrale
Phantasie-Wappen umänderte, wobei er dabei dennoch die alte vorgegebene (!)
Grundaufteilung [die den Wappen der Originaltafel zu St. Sebald entspricht1071]
beibehielt. Es wäre durchaus denkbar1072, daß bereits Martin Peller, nach dem
Kauf der Tafel, die alten Holzschuher-Wappen durch seine eigenen Wappen
hatte ersetzen lassen. Laut v. Eye1073 scheint die Bedeckung der Tafel mit ande-
ren Wappen, "die keiner Familie angehörten", bereits beim Erwerb der Tafel
durch Peller geschehen zu sein. Interessant ist auch seine Bemerkung1074 in Be-
zug auf die Stifterfiguren: Wie ein "neuerer Restaurateur" [1869] versichert ha-
be, hätten sich ursprünglich nur die Figuren von Mann und Frau auf dem Bilde
befunden; die Kinder seien später1075 hinzugefügt worden. Wenigstens sei nur für
die ersteren der Raum im Grunde ausgespart gewesen; doch rührten offenbar
alle von einer Hand her. Diese Mitteilung könnte von größerer Bedeutung sein,
da uns von Seiten der Boisserees und aus früheren Beschreibungen ihrer Tafel
keine Erwähnungen der kleinen Stifterfiguren vorliegen! Auch die Strixner'sche
Lithographie hatte die Tafel ohne die Stifterfiguren gezeigt. Wären die Wappen
bereits von Martin Peller getilgt worden, so wäre es nur konsequent gewesen,
bei diesem Eingriff gleich auch die zahlreichen [immerhin vierzehn!] Stifterfigu-
ren - zumindestens sechs1076 der »Kinder« - übermalen zu lassen! Es mag aller-
dings verwundern, daß eine Aufdeckung von Stifterfiguren durch den Restaura-
tor der Brüder Boisseree ohne eine Erwähnung in den zahlreichen uns erhaltenen
Quellen geblieben wäre. Möglicherweise aber war in einem solchen Vorhaben
die besondere Vorsicht des Sammlers begründet, die er schon am Tag der Er-
 
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