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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0182
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thek von 1920 findet sich ein solcher Hinweis. Das Vorhandensein von übermal-
ten Stifterfiguren war zwar erkannt; die Folgerung, die Tafel als unabhängigen
Auftrag einer anderen Familie anzuerkennen, wurde jedoch nicht sofort gezo-
gen. Bock1652 gab sogar nach der Aufdeckung der Glimm'schen Stifterfiguren
noch an, daß eine »Kopie« der Tafel im Germanischen Nationalmuseum sei.
Buchner1653 glaubte, in einer durch Friedländer dem jungen Schäufelein zuge-
wiesenen Nürnberger Predellentafel1654 (ehemals »Slg. Julius Böhler«1655, Mün-
chen / heute verschollen1656 - zuletzt Berlin, Dahlem), die zu einem unbekannten
Stifterbild der Familie »Unbehaun«1657 gehörte, die unmittelbare Einwirkung
Dürer 'scher Vorbilder auf den jungen Künstler, etwa durch die Stifterfigürchen
der Glimm'schen Beweinung Christi, feststellen zu können. Zu dem »liebens-
würdigen, frisch und harmlos heruntergemalten Werk« der Predellentafel hätte
dem Maler möglicherweise aber auch eine Skizze Dürers den Weg weisen kön-
nen. Die Tafel, die Buchner1658 etwa in die Zeit um 1503 setzte, wirke wie eine
stille, bescheidene und etwas schüchterne Anfängerarbeit.
Oettinger1659 meinte einen Einfluß der Glimm'schen Beweinung auf Erhard
Altdorfer (* nach 1480 / wahrscheinlich 1662/70) feststellen zu können: auf der
Tafel mit der Schleierauffindung1660 in Klosterneuburg [Rueland Frueauf d.J.],
welches als eines der frühesten Werke (Fragment) Erhard Altdorfers galt1661, »er-
innerten Perspektive und Aufteilung von Mittelgrund und Tiefe an die »Stufe«
der Münchener Beweinung Dürers von etwa 1500« und zwar - was wesentlich
sei - »teilweise auch im Kolorit, mit seiner Abstufung gelblicher und grünlicher
Töne und der Felsenberge gegenüber dem Himmel«; dabei habe der Kopf des
Heiligen Leopold »in den Alten« der Münchener Beweinung »Verwandte«, was
die genaue Durchmodellierung und Zeichnung von Locken und Bart betreffe.
An Dürer schließe teilweise auch der Faltenstil (Schleierzipfel im Busch) an.
Wie wenig dürerisch sonst in diesem Werk, das Oettinger1662 an den Anfang des
künstlerischen Schaffens Erhard Altdorfes setzte (um 1503-05), die Ausführung
der Details etwa bei Gewändern und Händen sei, brauche dagegen kaum betont
werden; für andere Arbeiten des Künstlers waren, so Oettinger1663, v.a. die Dürer-
Stiche vor und um 1503 von Bedeutung. Ob man für die nur in gewissen Einzel-
motiven (etwa die säulenartigen Gewandfalten / Barttracht) feststellbaren Ähn-
lichkeiten der Klosterneuburger Tafel, die sich uns heute als ein Fragment dar-
bietet, den unmittelbaren Einfluß der Glimm 'sehen Beweinung annehmen muß,
sei in Frage gestellt.
Der »Mann mit der Feldflasche« aus dem Holzschnitt der "Heiligen Sip-
pe"1664 (B.97) wiederhole - laut Röttinger1665 - zum Teil den Salbgefäßträger auf
Dürers Münchener Beweinung Christi von 1500. Es sei hier angemerkt, daß auf
 
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