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dem Holzschnitt lediglich der gleiche Typus (Bart, Turban) dargestellt worden
ist. Auch die »Kopfbildung« einer männlichen Figur1666 eines weiteren von ihm -
in Zusammenhang mit dem »Salus animae«1667 - angeführten Beispiels solle1668
auf die Münchener Beweinung Christi zurückgehen, "also auf dieselbe Figur, die
der Birgittenmeister [besser: Albrecht Dürer!] hernach in der hl. Sippe von 1511
(B.97) verwertete".
Vermeintliche Übernahmen aus der Glimm 'sehen Beweinung sollten Röttin-
ger1669 (trotz seiner Kenntnis des Holzschnittes B.13) zudem als terminus post
quem (1500/1501) für die Datierung der "Sieben Schmerzen Mariae"1670 dienen:
Die Figur des hinter Johannes erscheinenden »beturbanten« Zeugen [Nikode-
mus] der Dresdner Beweinung1671, der »halbverdeckten Auges etwas zu heben
scheint«, sei nur aus dem Mann, der auf der Münchener Beweinung den Leich-
nam Christi unter den Achseln faßt, zu erklären. Auch die mit dem Salbgefäße
an die Gruppe herantretende Frau sei dem »Birgittenmeister«1672 durch die Salb-
gefäßträgerin der Münchener Beweinung nahegebracht worden.
Zu den sieben von Röttinger1673 für den »Birgittenmeister« in Vorschlag ge-
brachten Tafe/werken zählte - neben den "Sieben Schmerzen Mariae" (1500 bis
1501) - sowohl die Holzschuher-Beweinung1674 (1504) als auch der Paumgart-
ner-Altar1675 (1505 bis 1506)!
Drake Boehm (1986) wies1676 bezüglich einer 1513 datierten Zeichnung1677 ei-
ner "Beweinung" (New York), die - wenngleich zunächst umstritten - inzwi-
schen Hans Baldung zugeschrieben wird, auf einen Bezug zur Glimm'schen Be-
weinung in München hin. Die Zeichnung sei ein Zeugnis dafür, daß Hans Bal-
dung, auch als ausgereifter Meister, Albrecht Dürer verpflichtet blieb. Es will
mir jedoch erscheinen, als habe Baldung zwar gewisse Anregungen aus der
Glimm'schen Beweinung empfangen (Figur und »Rolle« der Maria), doch
glaubte der Schüler, wieder zu einem offensichtlich älteren (und v.a. einfache-
ren1678) Kompositionsschema zurückkehren zu müssen, wobei sich die Lage des
Leichnams deutlich am unteren Bildrand auszurichten hatte; die Anordnung der
Figur übertrifft in der Parallelität zum unteren Bildrand nicht nur das Stadium
der Holzschuher-Beweinung, sondern auch jenes der Dresdner Beweinung1679).
Jener besondere »Sichelschwung« der Glimm'schen Tafel ging dabei gänzlich
verloren; die erreichte Eleganz in der Führung der Beine Christi weicht hier
einer steifen Rechtwinkligkeit.
dem Holzschnitt lediglich der gleiche Typus (Bart, Turban) dargestellt worden
ist. Auch die »Kopfbildung« einer männlichen Figur1666 eines weiteren von ihm -
in Zusammenhang mit dem »Salus animae«1667 - angeführten Beispiels solle1668
auf die Münchener Beweinung Christi zurückgehen, "also auf dieselbe Figur, die
der Birgittenmeister [besser: Albrecht Dürer!] hernach in der hl. Sippe von 1511
(B.97) verwertete".
Vermeintliche Übernahmen aus der Glimm 'sehen Beweinung sollten Röttin-
ger1669 (trotz seiner Kenntnis des Holzschnittes B.13) zudem als terminus post
quem (1500/1501) für die Datierung der "Sieben Schmerzen Mariae"1670 dienen:
Die Figur des hinter Johannes erscheinenden »beturbanten« Zeugen [Nikode-
mus] der Dresdner Beweinung1671, der »halbverdeckten Auges etwas zu heben
scheint«, sei nur aus dem Mann, der auf der Münchener Beweinung den Leich-
nam Christi unter den Achseln faßt, zu erklären. Auch die mit dem Salbgefäße
an die Gruppe herantretende Frau sei dem »Birgittenmeister«1672 durch die Salb-
gefäßträgerin der Münchener Beweinung nahegebracht worden.
Zu den sieben von Röttinger1673 für den »Birgittenmeister« in Vorschlag ge-
brachten Tafe/werken zählte - neben den "Sieben Schmerzen Mariae" (1500 bis
1501) - sowohl die Holzschuher-Beweinung1674 (1504) als auch der Paumgart-
ner-Altar1675 (1505 bis 1506)!
Drake Boehm (1986) wies1676 bezüglich einer 1513 datierten Zeichnung1677 ei-
ner "Beweinung" (New York), die - wenngleich zunächst umstritten - inzwi-
schen Hans Baldung zugeschrieben wird, auf einen Bezug zur Glimm'schen Be-
weinung in München hin. Die Zeichnung sei ein Zeugnis dafür, daß Hans Bal-
dung, auch als ausgereifter Meister, Albrecht Dürer verpflichtet blieb. Es will
mir jedoch erscheinen, als habe Baldung zwar gewisse Anregungen aus der
Glimm'schen Beweinung empfangen (Figur und »Rolle« der Maria), doch
glaubte der Schüler, wieder zu einem offensichtlich älteren (und v.a. einfache-
ren1678) Kompositionsschema zurückkehren zu müssen, wobei sich die Lage des
Leichnams deutlich am unteren Bildrand auszurichten hatte; die Anordnung der
Figur übertrifft in der Parallelität zum unteren Bildrand nicht nur das Stadium
der Holzschuher-Beweinung, sondern auch jenes der Dresdner Beweinung1679).
Jener besondere »Sichelschwung« der Glimm'schen Tafel ging dabei gänzlich
verloren; die erreichte Eleganz in der Führung der Beine Christi weicht hier
einer steifen Rechtwinkligkeit.