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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0185
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wie auf dem Holzschuher-Epitaph, nämlich auf dem vorderen Zipfel, des Lei-
chentuchs Christi angebracht; wie das Monogramm der Holzschuher-Tafel war
es schräg nach links gedreht und hatte auch eine ähnliche Form wie das Mono-
gramm auf der Holzschuher-Tafel. Das ehemalige Zeichen1692 hatte sich durch
ein ungewöhnlich großes D und einen ungewöhnlich geringen Abstand zwischen
den beiden Querbalken des A ausgezeichnet. In seiner Gesamterscheinung habe
das Münchener Zeichen - so Oehler1693 - eine auffallende Ähnlichkeit mit dem
Dürermonogramm auf dem Holzschnitt des dornengekrönten Hauptes Christi1694
(G.772), heute Hans Sebald Beham [1500-1550] zugeschrieben, sowie mit dem-
jenigen auf der Bostoner Zeichnung1695 der Anna Selbdritt besessen: letzteres war
von Oehler als sicheres, charakteristisches Beispiel für ein Dürermonogramm
Behams an den Ausgangspunkt für die Zusammenstellung weiterer Dürermono-
gramme dieses Meisters gestellt worden. In der ehemals über dem Monogramm
befindlichen Jahreszahl 1500 sei eine Fünf1696 enthalten gewesen, die ebenso ge-
schrieben war wie die Fünf in der Signatur auf Behams [?] Hamburger Zeich-
nung1697 eines »Knabenkopfes«, wie auch auf Schäufeleins Gemälde1698 des "Hei-
ligen Abendmahls" in Berlin. Oehler1699 kam daher zu dem Schluß, daß »offen-
bar« die ehemals auf dem Bild befindliche Dürersignatur »entweder von Schäu-
felein oder wahrscheinlicher von Beham aufgesetzt« worden war, und »zwar an
einer Stelle, die genau der Stelle entsprach, an der sich auch das Monogramm
der Holzschuher-Beweinung befindet«. Es wäre zu Recht äußerst ungewöhnlich,
wenn ein solches in Albrecht Dürers Werkstatt in Auftrag gegebenes Gemälde
am Ende ohne das Markenzeichen des Künstlers abgeliefert wurde; es wird zu
jener frühen Zeit wohl weniger dem Auftraggeber an der Eigenhändigkeit des
Dürermonogrammes gelegen gewesen sein, als daß der Künstler selbst darauf
bedacht war, ein solches auf seinen Werken in den verschiedenen Nürnberger
Kirchen zu sehen; Dürer selbst wußte ja ohnehin wie es um die Echtheit des
Werkes bestellt war. Einst hatte auch Thausing (1876) geschrieben: "Mit der
Jahreszahl 1500, vielleicht auch mit dem Monogramm [...] mag es feine Rich-
tigkeit haben. Die Malerei erfcheint nicht wie aus einem Guffe. Doch wird es
immer fchwer sein, die helfenden Hände zu unterfcheiden und genauer zu be-
zeichnen."
Bei der Entfernung der Übermalung der beiden unteren Bildecken konnte
durch die Auffindung der Wappen Glimm/Holtzmann/Spalter die alte Vermu-
tung Thausings (Vgl. Seite 118 dieser Arbeit) bestätigt1700 werden, daß das Bild
in der Alten Pinakothek mit der von Neudörffer erwähnten »Kreuzabnahme«
Dürers für Glimm identisch ist.
 
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