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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0211
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schlechter auf zwei Seiten mag an die einst übliche Situation in den Kirchen er-
innern, wo ebenfalls Männer und Frauen getrennt saßen.
Bereits eine Quelle des 18. Jahrhunderts1998 lieferte grobe Hinweise zur Iden-
tifizierung der Abgebildeten. Genau untersucht wurde ihre Identität erst durch
Hofmann1999 und v. Schmelzing2°°°. Demnach sind die knienden Figuren, die
durch ihre Wappen2001 gekennzeichnet sind, Angehörige der Stifterfamilie Paum-
gartner.
Ganz2002 am linken Rand, dabei den Angehörigen der Paumgartnerfamilie
links nachgesetzt, sieht man Hans Schönbach2003 mit weißem Bart, den zweiten
Ehemann2004 der Witwe Martin Paumgartners. Schönbach (gest. 1515), der die
Aufstellung des Altars noch erlebt haben muß, war seit 1480 ein »zweiter Vater«
für die Kinder gewesen. Unter einem pelzbesetzten Mantel trägt er ein rotes Un-
tergewand. Das Wappen seiner Familie zeigt in gelbem Feld einen blauen
»Schräglinksbalken« mit steigendem, gelben Löwen. Es folgt darauf, jeweils mit
dem Paumgartner-Wappen, der Kaufmann Martin Paumgartner2005 (1436-1478)
mit seinen Söhnen Lukas (1459-15182006) und Steffan2007 (1462-15252008). Ihre
Kopfbedeckungen2009 haben die Familienmitglieder respektvoll abgenommen.
Die beiden Söhne tragen ein Haarnetz2010. Anders als die pelzverbrämten Gewän-
der der vorangestellten Personen, deren Hemden unter den Mänteln den Hals un-
bedeckt lassen, ist der einfache Tuchmantel des jüngsten Sohnes (rechts) auffäl-
lig hoch geschlossen.
Auf dem waagrecht geteilten Wappenschild der Paumgartner ist in der obe-
ren Hälfte ein von der Seite gesehener grüner Vogel (Sittich) mit rotem Hals-
band zu sehen. Dieser steht mit seinen Krallen in der unteren Hälfte des Wap-
pens, auf der weißen Lilie vor schwarzem Grund. Das entsprechende, größere
Wappenschild vor Martin Paumgartner trägt darüberhinaus Helmdecken und
Stechhelm sowie als Helmzier die weiße Lilie, auf der wiederum ein grüner Sit-
tich sitzt.
In der rechten unteren Bildecke2011 ist die Gemahlin Martin Paumgartners,
Barbara2012 (geb. Volckamer2013, gestorben am »5. Oktober«2014 1494) mit2015 ihren
beiden Töchtern, der unverheirateten Maria (geb. 1460) ohne Haube, und der
jüngeren, verheirateten Barbara Reich mit Haube dargestellt. Wie bei den beiden
anderen Epitaphien, hatte der Künstler auch hier bei den Wappenschilden der
Familien die von ihm auch in der Graphik bevorzugte Form der »Tartsche«2016
(= Stechschild) gewählt.
Es fällt auf, daß Dürer die nach dem Geschlecht getrennten Stifter ihrem Al-
ter entsprechend geordnet hat. Lotte Kurras2017 will aufgrund einer Niederschrift
von Conrad Baumgartner2018 - Steffans Onkel - von einer dritten Schwester Mar-
 
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