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den beiden Bildebenen, sogar gewisse Einbeziehungen2429 der Stifterfiguren, ge-
ben können. Dürer2430 sollte in allen drei der uns heute von ihm [?]2431 bekannten
»Stifter-Epitaphien« den Bildraum vereinheitlichen: Hauptbild und Sockelstrei-
fen werden eins. Noch deutlicher als bei den Gedächtnistafeln für Holzschuher
und Glimm zeigt sich diese Einbeziehung der kleinen Figuren in die Komposi-
tion des Bildes bei der Tafel für die Familie Paumgartner. Doch trotz einer sol-
chen äußeren Einbeziehung weist der Künstler den reichen2432 Stiftern eine unter-
geordnete Rolle zu; durch ihre geringe Größe setzt er sie deutlich vom heiligen
Geschehen des Bildes ab, läßt sie in ihrer demütigen Andacht zu stillen Zeugen
des biblischen Geschehens werden; ein Aufbrechen dieser inhaltlichen Ebenen
(etwa durch einen direkten Kontakt mit den Trägern der biblischen Handlung)
wurde dabei bewußt vermieden. Schon wenige Jahre später fand Dürer - als eine
Folge seiner raschen künstlerischen Entwicklung - zu einer absoluten Trennung
dieser Bildebenen; die jeweilige Bildaufgabe sollte ihren eigenen Ausdruck er-
halten: Die kleinen Stifterportraits im Gedächtnisbild fielen in seinen Werken
bald ganz weg, wohingegen der Meister als eigene, gewissermaßen »säkulare«
Bildgattung das Portrait2433 erfolgreich weiterentwickelte; aus den frühen An-
dachtsbildern2434 mit Gedächtnischarakter wurden nun religiöse Kunstwerke, die
auch unabhängig2435 von einem festen Auftraggeber ihren Markt hatten. Die Ma-
lerei der Renaissance in Deutschland wendet sich zwar noch immer2436 solchen
Gedächtnistafeln zu, doch werden diese nun - in vielfältigster Gestalt2437 - wie-
der vorwiegend zu einer Aufgabe der Plastik.
Das Thema der "Geburt Christi" komme, folgt man Löcher, in Nürnberg sel-
ten als Mittelbild von Altären vor, wohingegen es ein geläufiges2438 Thema von
Epitaphien sei. Besonders dem Gedächtnisbild der Nürnberger Patrizierfamilie
Dietherr (um 1500) mit der Geburt Christi gebührt in diesem Zusammenhang
Beachtung. Auch Weckwerth2439 hatte als wichtige Bildvorlagen für gemalte Epi-
taphien des 15. Jahrhunderts neben den bereits üblichen Darstellungen der »Ma-
donna« und des »Schmerzenmannes« die »Geburt Christi«, die »Kreuzigung«
und den »Tod Mariä« genannt.
Es war bekannt, daß die Flügel der von v. Murr beschriebenen Predella von
einem älteren Altar übernommen waren. Neu ist hingegen, daß auch die heuti-
gen Flügel mit den Ritterheiligen ursprünglich nicht für den "Paumgartner-Al-
tar", sondern für eine andere Mitteltafel - »vielleicht sogar für einen geschnitz-
ten Schrein«2440 - bestimmt gewesen sein könnten ("der nicht zustande kam"2441).
Löchers These mag Gewicht gewinnen durch eine Nürnberger Chronik2442 vom
Anfang des 18. Jahrhunderts, die heute noch im Germanischen Nationalmuse-
um2443 aufbewahrt wird; bezüglich der Entstehung des Katharinenklosters werden
den beiden Bildebenen, sogar gewisse Einbeziehungen2429 der Stifterfiguren, ge-
ben können. Dürer2430 sollte in allen drei der uns heute von ihm [?]2431 bekannten
»Stifter-Epitaphien« den Bildraum vereinheitlichen: Hauptbild und Sockelstrei-
fen werden eins. Noch deutlicher als bei den Gedächtnistafeln für Holzschuher
und Glimm zeigt sich diese Einbeziehung der kleinen Figuren in die Komposi-
tion des Bildes bei der Tafel für die Familie Paumgartner. Doch trotz einer sol-
chen äußeren Einbeziehung weist der Künstler den reichen2432 Stiftern eine unter-
geordnete Rolle zu; durch ihre geringe Größe setzt er sie deutlich vom heiligen
Geschehen des Bildes ab, läßt sie in ihrer demütigen Andacht zu stillen Zeugen
des biblischen Geschehens werden; ein Aufbrechen dieser inhaltlichen Ebenen
(etwa durch einen direkten Kontakt mit den Trägern der biblischen Handlung)
wurde dabei bewußt vermieden. Schon wenige Jahre später fand Dürer - als eine
Folge seiner raschen künstlerischen Entwicklung - zu einer absoluten Trennung
dieser Bildebenen; die jeweilige Bildaufgabe sollte ihren eigenen Ausdruck er-
halten: Die kleinen Stifterportraits im Gedächtnisbild fielen in seinen Werken
bald ganz weg, wohingegen der Meister als eigene, gewissermaßen »säkulare«
Bildgattung das Portrait2433 erfolgreich weiterentwickelte; aus den frühen An-
dachtsbildern2434 mit Gedächtnischarakter wurden nun religiöse Kunstwerke, die
auch unabhängig2435 von einem festen Auftraggeber ihren Markt hatten. Die Ma-
lerei der Renaissance in Deutschland wendet sich zwar noch immer2436 solchen
Gedächtnistafeln zu, doch werden diese nun - in vielfältigster Gestalt2437 - wie-
der vorwiegend zu einer Aufgabe der Plastik.
Das Thema der "Geburt Christi" komme, folgt man Löcher, in Nürnberg sel-
ten als Mittelbild von Altären vor, wohingegen es ein geläufiges2438 Thema von
Epitaphien sei. Besonders dem Gedächtnisbild der Nürnberger Patrizierfamilie
Dietherr (um 1500) mit der Geburt Christi gebührt in diesem Zusammenhang
Beachtung. Auch Weckwerth2439 hatte als wichtige Bildvorlagen für gemalte Epi-
taphien des 15. Jahrhunderts neben den bereits üblichen Darstellungen der »Ma-
donna« und des »Schmerzenmannes« die »Geburt Christi«, die »Kreuzigung«
und den »Tod Mariä« genannt.
Es war bekannt, daß die Flügel der von v. Murr beschriebenen Predella von
einem älteren Altar übernommen waren. Neu ist hingegen, daß auch die heuti-
gen Flügel mit den Ritterheiligen ursprünglich nicht für den "Paumgartner-Al-
tar", sondern für eine andere Mitteltafel - »vielleicht sogar für einen geschnitz-
ten Schrein«2440 - bestimmt gewesen sein könnten ("der nicht zustande kam"2441).
Löchers These mag Gewicht gewinnen durch eine Nürnberger Chronik2442 vom
Anfang des 18. Jahrhunderts, die heute noch im Germanischen Nationalmuse-
um2443 aufbewahrt wird; bezüglich der Entstehung des Katharinenklosters werden