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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0337
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307

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Staatsbibliothek Bamberg.
207. J. Schopenhauer (1818), S.186 f.: Eins von Albrecht Duerers gelungenften
Werken, die Abnahme vom Kreuz, beurkundet hier fein großes Talent, den
hohen Genius, der den zum ausgezeichneten Kuenftler Gebornen belebte; aber
auch den Anfang des Verfalls der Kunft, die fich fchon zu feiner Zeit all-
maehlich wieder von der Natur entfernte, ohne zum Ideal fich zu erheben.
Auf diefem Bilde ift die Abftufung und der Ausdruck des Schmerzes der
Umftehenden und an der Handlung Theilnehmenden von ergreifender Wahrheit,
hoechft mehrend die fromme Ergebung der tiefbetruebten Mutter. Gruppirung,
Zeichnung, befonders die des todten Chriftus find nicht genug zu loben, aber
die Klarheit, die Heiterkeit, die Schoenheit der Farben vermißte ich, mit einem
Wort den warmen Lebenshauch, der in van Eyks Werken athmet. Bei Albrecht
Duerer mußte ich immer daran denken, daß ich vor einem trefflichen Gemaelde
ftehe, bei van Eyk, bei Schoreel vergeffe ich dies ganz. [...] Die fcharfge-
zogenen fchwarzen Federftriche Albrecht Duerers hingegen, mit denen er feine
Konture bezeichnet, und die andern nach ihm allmaehlich immer breiter und
breiter geriethen, ftehen zwar als Beweife feines trefflichen Zeichnens da, ge-
ben aber feinen Gemaelden eine Haerte und etwas Flaches, welches die frue-
heren Maler nicht haben. Jene folgten der Natur, die keine folche Begraenzungen
kennt; dafuer athmen ihre Werke auch in aller Frifche des wirklichen Lebens."
208. J. Schopenhauer (1822), S.265 f.: "Von Albrecht Dürers vielen uns noch erhalt-
nen Gemälden, will ich nur eines der allervortrefflichften anführen. Die Boiffe-
reefche Sammlung bewahrt diefes herrliche Bild, es zeigt deutlich fowohl alle
Vorzüge der Schöpfungen Albrecht Dürers, wie das, was ihnen zur höchften
Vollkommenheit noch abgeht.
Das Bild ftellt die Abnahme des Leichnams Chrifti vom Kreuze dar. Wie
wahr, wie fchön, und doch mit wie großer Verfchiedenheit ift der Ausdruck des
nämlichen Schmerzes in den Köpfen und Stellungen der umftehenden Freunde
des Erblaßten, in dem vor Allen von ihm geliebten Jünger Johannes, in den heili-
gen Frauen, die innig und treu ihn verehrten!
Wahrhaft erhaben und herzergreifend ift die gottergebne Frömmigkeit der
Mutter, mitten im tiefften Seelenleiden ausgedrückt. Die Wahrheit des Kolorits,
der Gewänder, der Zeichnung, ift bewundernswerth, es ift ein köftliches Gemäl-
de, das man zu betrachten nicht ermüdet, an dem man immer neue Vorzüge ent-
deckt, aber es ift ein Gemälde."
- Siehe auch J. Heller (1827), S.246.
209. J. Heller (1827), S.214
210. S. Boisseree an J.W. v. Goethe (03.12.1816): "[...] laffen wir mit dem nächften
Poftwagen eine Rolle an Sie abgehen, worin Sie einen Umriß von dem großen in
Nürnberg gekauften Bilde von Albrecht Dürer [...] finden. [...] Zu dem Umriß
nach Dürer muß ich bemerken, daß er uns ebenfo wenig ganz befriedigt, als der
Ihnen durch Zelter gefandte nach Mabufe. Das Kecke und Geiftreiche von
Dürers Zeichnung hat der Künftler nicht wiederzugeben gewußt und dadurch hat
 
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