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2043. Ein Stück des roten Gewandes unter dem Bart des Josef legt nahe, daß es sich
bei dem grau/rötlichen »Schal« nicht lediglich um ein andersfarbiges Innenfut-
ter des roten Stoffes handelt, denn man kann an jener Stelle Innen- und Außen-
seite des Stoffes jeweils in Rot sehen.
2044. An einem verzierten Metallring des Gürtels befestigt; hängt die Tasche des Jo-
sef, über Ösen und durch einen Schäkel verbunden, am Gürtel. Hinter der Be-
festigung der Tasche ist noch ein Holzknauf (eines Messers?) zu erkennen. Die
seitlich zu öffnende Tasche ist auf der »Platte« mit weiteren Verzierungen aus
Metall besetzt, wobei diese Ornamente Blütenformen nachgebildet sind. Das
Leder des Klappdeckels ist am Rand in Farbe des darunterliegenden, weicheren
(Falten!) rostroten Leders (Wildleder?) eingefaßt, wobei sogar die Stiche der
Naht gezeigt werden. Ob diese Tasche auch an der linken Oberseite an dem,
weiter links vom Mantel des Josef verdeckten Gürtel befestigt zu denken ist,
wird nicht ganz deutlich, da man sich die »sichere« Position der Tasche auch
durch einen gewissen Halt auf dem Oberschenkel des Josef erklären könnte. In
der Mitte der oberen linken Metallverzierung sieht man keine Verbindung zum
Gürtel, man mag dort eher den Kopf einer Schraube erkennen.
2045. Eine ähnlich »sanfte« Geste - allerdings einer linken Hand - findet sich bereits
auf einem frühen Studienblatt des Künstlers; die vergleichbare Hand hält dort
eine feine Blume weshalb jene Handhaltung auf dem Wiener Blatt als »Liebes-
antrag« gedeutet wurde:
- Albrecht Dürers "Studienblatt mit drei Händen (W.47)", um 1494
Feder in Tinte
Wien, Graphische Sammlung Albertina (Inv.-Nr.26.327, D35)
2046. Die Kenntnis einer Nachzeichnung, mehrerer Mitteltafelkopien sowie anderer
älterer Umformungen der Mitteltafel deuten darauf hin, daß es sich bei diesem
Josefsstock am Boden lediglich um eine ergänzende Zutat des 17. Jahrhunderts
handelt; der Stock wurde [wie auch jene bei der Restaurierung von 1903 ent-
fernten Versatzstücke] offensichtlich hinzugefügt, um das nach der Überma-
lung der Stifterfiguren auffallend leer wirkende Gemälde - in verbessernder
Weise - zu »bereichern«; diesbezüglich siehe meine Ausführungen auf den Sei-
ten 232/233 dieser Arbeit.
2047. Höchst interessant ist dabei, daß eine gedachte Linie, die sich aus den Köpfen
der beiden Hauptfiguren [Josef und Maria] ergibt, auf eine Säule (Hierzu siehe
auch Anmerkung 2050 dieser Arbeit) hinter Maria zuführt, wobei jene Stelle
der Säule kompositorisch dadurch ausgezeichnet ist, daß eine zweite gedachte
Linie, welche aus den Mittelpunkten von drei wichtigen Kreisen (»Sonnen-
stern« / zentraler Torbogen / rechter Bogen der Säulenstellung) des Bildes re-
sultiert, auf eben jenen Punkt am Kapitell der Säule hinführt, der aus der beson-
deren Position des Paares hervorging. Über diese Säule des dunklen Stalles ist
die junge Mutter auf jenen gelb/rot/weißen Himmelskörper bezogen, der die
Geburt Jesu überstrahlt. Wie das Blau ihres Mantels mit der Farbe des Himmels
in einer Verbindung steht, so ist die besondere Helligkeit des weißes Kopf-
tuches der Jungfrau - über die Säule - in eine Verbindung gesetzt zu dem wun-
2043. Ein Stück des roten Gewandes unter dem Bart des Josef legt nahe, daß es sich
bei dem grau/rötlichen »Schal« nicht lediglich um ein andersfarbiges Innenfut-
ter des roten Stoffes handelt, denn man kann an jener Stelle Innen- und Außen-
seite des Stoffes jeweils in Rot sehen.
2044. An einem verzierten Metallring des Gürtels befestigt; hängt die Tasche des Jo-
sef, über Ösen und durch einen Schäkel verbunden, am Gürtel. Hinter der Be-
festigung der Tasche ist noch ein Holzknauf (eines Messers?) zu erkennen. Die
seitlich zu öffnende Tasche ist auf der »Platte« mit weiteren Verzierungen aus
Metall besetzt, wobei diese Ornamente Blütenformen nachgebildet sind. Das
Leder des Klappdeckels ist am Rand in Farbe des darunterliegenden, weicheren
(Falten!) rostroten Leders (Wildleder?) eingefaßt, wobei sogar die Stiche der
Naht gezeigt werden. Ob diese Tasche auch an der linken Oberseite an dem,
weiter links vom Mantel des Josef verdeckten Gürtel befestigt zu denken ist,
wird nicht ganz deutlich, da man sich die »sichere« Position der Tasche auch
durch einen gewissen Halt auf dem Oberschenkel des Josef erklären könnte. In
der Mitte der oberen linken Metallverzierung sieht man keine Verbindung zum
Gürtel, man mag dort eher den Kopf einer Schraube erkennen.
2045. Eine ähnlich »sanfte« Geste - allerdings einer linken Hand - findet sich bereits
auf einem frühen Studienblatt des Künstlers; die vergleichbare Hand hält dort
eine feine Blume weshalb jene Handhaltung auf dem Wiener Blatt als »Liebes-
antrag« gedeutet wurde:
- Albrecht Dürers "Studienblatt mit drei Händen (W.47)", um 1494
Feder in Tinte
Wien, Graphische Sammlung Albertina (Inv.-Nr.26.327, D35)
2046. Die Kenntnis einer Nachzeichnung, mehrerer Mitteltafelkopien sowie anderer
älterer Umformungen der Mitteltafel deuten darauf hin, daß es sich bei diesem
Josefsstock am Boden lediglich um eine ergänzende Zutat des 17. Jahrhunderts
handelt; der Stock wurde [wie auch jene bei der Restaurierung von 1903 ent-
fernten Versatzstücke] offensichtlich hinzugefügt, um das nach der Überma-
lung der Stifterfiguren auffallend leer wirkende Gemälde - in verbessernder
Weise - zu »bereichern«; diesbezüglich siehe meine Ausführungen auf den Sei-
ten 232/233 dieser Arbeit.
2047. Höchst interessant ist dabei, daß eine gedachte Linie, die sich aus den Köpfen
der beiden Hauptfiguren [Josef und Maria] ergibt, auf eine Säule (Hierzu siehe
auch Anmerkung 2050 dieser Arbeit) hinter Maria zuführt, wobei jene Stelle
der Säule kompositorisch dadurch ausgezeichnet ist, daß eine zweite gedachte
Linie, welche aus den Mittelpunkten von drei wichtigen Kreisen (»Sonnen-
stern« / zentraler Torbogen / rechter Bogen der Säulenstellung) des Bildes re-
sultiert, auf eben jenen Punkt am Kapitell der Säule hinführt, der aus der beson-
deren Position des Paares hervorging. Über diese Säule des dunklen Stalles ist
die junge Mutter auf jenen gelb/rot/weißen Himmelskörper bezogen, der die
Geburt Jesu überstrahlt. Wie das Blau ihres Mantels mit der Farbe des Himmels
in einer Verbindung steht, so ist die besondere Helligkeit des weißes Kopf-
tuches der Jungfrau - über die Säule - in eine Verbindung gesetzt zu dem wun-