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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0534
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504

wird am oberen abschließenden Rand der Metallschiene des Unterarmes er-
sichtlich; am anderen Arm ist der Handschuh - so dürfen wir wohl annehmen -
vom roten Ärmel verdeckt.
2216. Am Übergang des rechten Fußes zum Bein ist gut ersichtlich, daß es sich bei
dem weichen Leder der Stiefel des Lukas Paumgartner nicht etwa um über den
Schuhen befestigte lederne »Gamaschen« handeln kann!
2217. Hierzu siehe die weiterführende Anmerkung 2209 dieser Arbeit.
2218. E. Panofsky (1948), S.92: "[...] 'classic' examples of proportion and equilib-
rium [...]"
2219. Vgl. F. Tschochner-Werner (1974) [= LCI, Bd.6], Sp.194-199; Dürer selbst
hat in seinem bekannten Eustachius-Stich bei der viel Raum bietenden Darstel-
lung auf eine vergleichbare Lanze verzichtet:
* Albrecht Dürers Kupferstich "Der Hl. Eustachius" (B.57), 1500/1502
- Schweinfurt, Sammlung Schäfer (D-60)
- Berlin, Kupferstichkabinett SMPK
2220. Siehe Anmerkung 2596 dieser Arbeit.
2221. Zum Begriff »Renner« siehe Anmerkung 2224 dieser Arbeit.
2222. Siehe Anmerkung 2597 dieser Arbeit.
2223. Vgl. K. Voll (1916), S.548.
2224. Das Ritterturnier wurde ursprünglich nur zu höfischen Festen, später jedoch
auch von Turniergesellschaften veranstaltet. Wenngleich das Turnier - infolge
vieler Unglücksfälle - immer wieder verboten wurde, hielt es sich in
Deutschland noch bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. Einen besonders
großen Stellenwert nahm der Turniersport im höfischen Leben Kaiser Maximi-
lians ein, der auch »der letzte Ritter« genannt wurde. Als wichtiges Herstel-
lungszentrum von Harnischen galt die Stadt Nürnberg, welche mit Mailand
auch in der Herstellung von militärischer Massenware führend war.
Beim Ritterspiel zu Pferd wurde zwischen »Stechen« und »Rennen« unter-
schieden. Das Rennen war ein gefährlicher Ritterzweikampf mit scharfen Spie-
ßen, wohingegen beim Stechen mit stumpfen Spießen geritten wurde (s.u.). Ziel
des »Stechens« war es, den Gegener mit dem Spieß aus dem Sattel zu werfen.
Zweck des »Rennens« war das Abwerfen (»Abrennen«) des Gegners oder das
Abreißen oder Zersplittern des Schildes (»Renntartsche«). Die schweren Spie-
ße, mit denen die Gegner aus dem Sattel geworfen werden sollten, konnten ein-
gelegt werden, d.h. ein am Bruststück des Harnisches verschraubter Rüsthaken
stützte den Spieß von unten, ein Rasthaken von oben, was ein exaktes Führen
des Spießes ermöglichte.
Beim Stechen benötigte der Reiter als - »Stechzeug« - seinen Harnisch, die
kleine, lederbezogene Stechtartsche (= Schild) aus Holz (mit Hornbelag), die
aufgebunden wurde, und eine etwa 3,70 Meter lange Stechstange (s.u.). Der um
1420 entstandene Spezialharnisch zum Stechen unterscheidet sich erheblich
vom »Rennzeug« (s.u.), dessen Spezialrüstung erst um 1480-1490 am Hofe
Maximilians L entwickelt wurde; die Ausrüstung beim »Gestech« war, was das
Gewicht angeht, deutlich kompakter; man verwendete den Stechhelm (Hierzu
 
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