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Kunsthandlung Anton Stöckl [Editor]; Hirschler & Comp. [Editor]
102 Gemälde erster moderner Meister darunter 62 bedeutende Werke von Eug. Jettel † aus der Kollektion Ch. Sedelmeyer, Paris (Liquidation der modernen Galerie): Kunstauktion in Wien ; Versteigerung: Mittwoch, 24. und Donnerstag, 25. Februar 1904 — Wien, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.20070#0023
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Vorwort.

Die durch Herrn Sedelmeyer in Paris hier zur Ausstellung
und zum Verkaufe gebrachte Sammlung von Gemälden findet vor
allem ihren Schwerpunkt in einer Kollektion von Bildern von der
Hand unseres Landsmannes Eugen Jettel. Ich möchte sagen,
sie bilden die Bildfläche, um die sich freilich als eine ebenso
kostbare Umrahmung andere Meisterwerke gruppieren, die teils
von anderen österreichischen, zumeist aber von französischen
Künstlern herrühren.

Wer hätte es gedacht, dass nach einer so kurzen Frist
seit der im Jänner 1902 stattgehabten, sicherlich erfolgreich zu
nennenden Auktion unseres ausgezeichneten österreichischen Land-
schaftsmalers Eugen jettel (geboren zu Johnsdorf in Mähren
am 20. März 1845, gestorben zu Triest den 27. August 1901)
abermals eine bedeutende Anzahl von Bildern zum Verkaufe
gelangen würde, die noch dazu ein umfassendes Bild seines
Schaffens und Werdens während seines Aufenthaltes in Paris,
und zwar bis in alle Phasen seiner so reichen künstlerischen
Tätigkeit zu geben imstande ist! Ja, wir sehen sogar Bilder dabei,
in denen noch die Eindrücke und Wirkungen seiner Schülerzeit
walten, die an die markige Faust seines ersten Lehrers Albert
Zimmermann erinnern; wir sehen Bilder, die uns sodann deutlich
Kunde geben von dem Verkehr und den freundschaftlichen Be-
ziehungen des damals schon in grosser Berühmtheit stehenden
Meisters Pettenkofen; wir erblicken auch sodann die Einflüsse
der französischen Landschaftsmaler von Barbizon und endlich
auch jene Wirkungen auf sein künstlerisches Schaffen, welche
durch die Freilichtmalerei auf ihn einstürmten, bis er endlich in
der letzten Epoche von jenem starken Streben nach Helligkeit des
Tageslichtes erfüllt wird, von dem wir bereits im Nachlasse (1902)
einzelne Beispiele von ganz wundervoller Wirkung zu erblicken
imstande waren, wobei sich einem unwillkürlich der Gedanke
aufdrängt, als wäre der Künstler von Goethes letzten Worten:
„Licht, mehr Licht" am Ende seines Schaffens erfüllt gewesen.

Es liegt nahe, dass man sich fragt, woher diese mehr als
60 Bilder auf einmal kommen, die wir hier zur Schau und zu-
gleich zum Verkaufe gebracht sehen. Diese Frage zu beantworten
wird leicht, weiss man, dass diese sämtlichen Bilder aus dem
Besitze des seinerzeit von Wien nach Paris ausgewanderten Kunst-
 
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