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Strasburgisches politisches Journal — 1.1792 [VD18 90287819]

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April 1792. Zweites Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.48531#0412
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Z§6 Antwort auf das Schreiben eines
welche ihn blos als Mittel und nicht als Zwek
gebrauchen will? und ihn dadurch zum Sklaven
hcrabwürdigt und dem unvernünftigen Thier
gleichstes ist noch niemal lang bestanden, und
kan auch unmöglich lang bestehen. Lesen eiste
die Geschichte aller despotischen Reiche, und Sie
werden die Belege hiezu beinahe auf jedem Blatt
finden. Wo sind von jeher mehr Thronentsezun-
gen, mehr Meuchelmorde, mehr Gährungen und
Meutereien vorgckommen, als da, wo dre unbe-
dingt, ste Alleinherrschaft gewesen ist, wo freier
Gebrauch der Vernunft und gesezmässige Frei-
heit am wenigsten geachtet worden sind? Und
lassen Sie uns nun einen unparteiischen Blik auf
den Zustand Frankreichs vor der Revolution
werfen.
Die einzige Regierungsmaxime vor dieser Zeit
war: sklavische Furcht und blinde Unterwürfig-
keit, nicht Unter die Geseze / sondern unter deN
Willen eines Einzigen, oder derer, die in seinem
Namen die Gewalt ausübten. Es waren zwar
immer Geseze vorhanden, aber lheils unzwek-
mässige, thcils harte und grausame Gejezc, die
überdiß alle Augenblike übertreten und hint-
angesezt wurden, so wie man es in vorgekom-
menen Fallen zu Gunsten einzelner Personen für
nöthig hielt. Der Abgaben an den Ltat und
an die Kirche, die gewöhnlich sehr ungcschlkt vcr»
kheilt wurden, der Privilegien einzelner Perso-
nen und ganzer Stände, wurden am Ende so
viele, die Bedrükungen der Pächter waren so
unerträglich, daß der erwerbende Thcil der Na-
tion entweder ganz unterliegen oder, es koste was
es wolle, sich selbst Hilft ichaffen muste. Da-
 
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