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I. Raphael und Leonardo.
wichtig, in seiner Richtung geht dann der Oberkörper Christi und
der des Trägers dahinter weiter. Ich sehe von anderen Conse-
quenzen dieses Compositionsprincips, wie besonders der Umbildung
der Magdalena ab.
Ein unmittelbarer Einfluss Michelangelos liegt vor in der
sitzenden Gestalt rechts, welche Maria auffängt und in einer Ma-
donnenstudie der Albertina wiederkehrt.1 Michelangelo's Madonna
des Angelo Doni (Kn. 16) ist dafür der Ausgangspunkt. Nimmt
man dazu die Skizze nach dem David im Britischen Museum, so
zeigt sich, dass neben der Aufgabe des Gruppenbaues doch auch
schon die plastische Form der Gestalten Michelangelos Raphael
beschäftigt. Doch sollte es noch Jahre dauern, bevor diese Seite
in den Vordergrund trat. Mit der Uebersiedelung nach Rom und
den grossen Aufgaben, die dort seiner harren, öffnen sich ihm die
Augen für die eigentlichen Aufgaben der Malerei, die Darstellung
von Raum und Licht; damit aber geht ihm erst die richtige
Wertschätzung Leonardos auf.2 Zugleich greift eine dritte grosse
Persönlichkeit entscheidend in sein Leben und Schaffen ein.
1 Abgebildet bei Springer, Raphael und Michelangelo 2. A. I S. 89,
Müntz Raphael S. 188.
2 Koopmann a. a. 0. 278: «Aber in Rom erst tritt es ganz klar zu
Tage, dass nicht Michelangelo, sondern dass Leonardo der Mann war,
um Raphael künstlerisch fördern zu können».
I. Raphael und Leonardo.
wichtig, in seiner Richtung geht dann der Oberkörper Christi und
der des Trägers dahinter weiter. Ich sehe von anderen Conse-
quenzen dieses Compositionsprincips, wie besonders der Umbildung
der Magdalena ab.
Ein unmittelbarer Einfluss Michelangelos liegt vor in der
sitzenden Gestalt rechts, welche Maria auffängt und in einer Ma-
donnenstudie der Albertina wiederkehrt.1 Michelangelo's Madonna
des Angelo Doni (Kn. 16) ist dafür der Ausgangspunkt. Nimmt
man dazu die Skizze nach dem David im Britischen Museum, so
zeigt sich, dass neben der Aufgabe des Gruppenbaues doch auch
schon die plastische Form der Gestalten Michelangelos Raphael
beschäftigt. Doch sollte es noch Jahre dauern, bevor diese Seite
in den Vordergrund trat. Mit der Uebersiedelung nach Rom und
den grossen Aufgaben, die dort seiner harren, öffnen sich ihm die
Augen für die eigentlichen Aufgaben der Malerei, die Darstellung
von Raum und Licht; damit aber geht ihm erst die richtige
Wertschätzung Leonardos auf.2 Zugleich greift eine dritte grosse
Persönlichkeit entscheidend in sein Leben und Schaffen ein.
1 Abgebildet bei Springer, Raphael und Michelangelo 2. A. I S. 89,
Müntz Raphael S. 188.
2 Koopmann a. a. 0. 278: «Aber in Rom erst tritt es ganz klar zu
Tage, dass nicht Michelangelo, sondern dass Leonardo der Mann war,
um Raphael künstlerisch fördern zu können».