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Strzygowski, Josef
Die Landschaft in der nordischen Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 17: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61209#0016
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Unten der Boden, oben der Himmel, durch chinesische
Wolkenmotive angedeutet, dazwischen an den Schmal-
rändern Bäume aufragend oder Pflanzen übereinander.
Es sieht aus, als sollte das dichterische Erzeugnis, das
dem Leser geboten wird, glückbringend eingeführt wer-
den. Das Bild oder der Text scheinen in der alten Hva-
renah-Landschaft zu hängen. Man möchte daher trotz
der späten Entstehungszeit der erhaltenen Beispiele auf
mazdaistischen Ursprung des Motivs schließen. Ich
kann mich nachfolgend kürzer fassen, weil eine ein-
gehende Beschreibung der Bilder selbst kaum nötig sein
dürfte.
Abb. 13 gibt eine Miniatur aus dem Divan-i-Mani der
einstigen Petersburger kaiserlichen öffentlichen Biblio-
thek. Die Handschrift war geschrieben von Haidar b.
Ibrahim el-Husseini im Jahre 961 H. (1554). Abb. 14
eine Miniatur des Leipziger Kunstgewerbe-Museums aus
dem Bostan des Sa’di vom Anfänge des sechzehnten
Jahrhunderts.
Solche Hvarenah-Rahmungen haben nun auch vor
dem Ende der islamischen Welt in Spanien ihren Weg
nach dem Norden gefunden. In der Zeit, in der die
Freude am Wiedergeben des unmittelbaren Naturvor-
bildes erwacht, bildet sich im Anschluß an das persische
Motiv die allgemein bekannte Sitte aus, das Bild oder
den Text, genau wie im Osten etwas aus der Mitte ver-
schoben, in eine Art Muster ohne Ende von scharf beob-
achteten Pflanzen- und Tiermotiven zu bringen. Ich
stelle ein persisches und ein abendländisches Beispiel
nebeneinander.
Abb. 15 zeigt eine Seite des 965 FL (1557) datierten
Dschami, Jusuf und Suleika im Besitz von F. Sarre in
Berlin: hier ist das alte Hvarenah-Sinnbild, der Wein-
stock, an Stelle der Landschaft verwendet. Man könnte
die Blätter des Breviarium Grimani daneben stellen. Ich
bilde Abb. 16 eine Miniatur der Hs. 325 in der fürstlichen

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