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von machen. Es lieget dieſes Koͤnigliche Luſt⸗ und Reſidentz⸗Schloß in einem unange-
nehmen ſandigen Thal / auf einem darinnen erhabenen kleinen Huͤgel / welchen es ſamt ſeinem
Garten gantz einnimmt / daß man nicht anderſt ſchlieſſen kan / als es habe der Koͤnig vor-
nemlich die Ehre geſuchet / daß er die Natur getrotzet / und aus dem unangenehmſten
Orth / der weit und breit zu finden / einen Platz von recht bezauberender Schoͤnheit gema-
chet. Ich ſpreche mit Recht bezauberend / weil viel daran zu ſehen / daß das Gemuͤth und
wird man ſo geblendet / daß man leichtlich alle Fehler uͤberſiehet.
Es ſind eine groſſe Anzahl Kupffer davon in Paris zu bekommen / worunter ſonder-
ſtab gezeichnet ſind / und iſt ſcharff verbotten geweſen / nicht nur nichts abzumeſſen / ſon-
dern auch nichts in der Naͤhe abzuzeichnen / wie mir es denn auch unterſaget wurde /
wenn ich nur etwas in eine Schreib⸗Taffel notiren wolte. Einen General- Plan hat man /
der dem Duc de Bourgogne dediciret worden / und gar zuverlaͤßig iſt / mir auch mehr als
alle die andern Kupffer gedienet hat / einen deutlichen Concept von Verſailles zu faſſen.
Weil aber das Schloß und der Garten gar zu klein und undeutlich darein fallen / habe
Es gehen ſchraͤgs gegen das Schloß zwey gerade Straſſen zu / eine lincker Hand
uͤber hundert gemeine Schritt breit und 1230. lang. Die andere rechter Hand von glei-
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lang / da man maͤhlig Berg ab dagegen gehet / und das Schloß immer im Geſicht hat /
welches ungemein ergoͤtzet. Dieſe drey Haupt⸗Avenües endigen ſich auf einen ſehr groſ-
Straſſen kehren die zwey herrliche gantz von Quaderſteinen gebauete / und auswendig ein-
ander perfect gleiche Koͤnigliche Stall⸗Gebaͤude ihre praͤchtige Fronten gegen dem Schloß
zu / welche wohl werth / daß ſie durchgehends beſehen werden / da man ſonderlich in der
petite Ecurie, das iſt / wo die gemeine Hof⸗ und Jagd- Pferde ſtehen / was ſonderliches
wendet ſtehen.
Den uͤbrigen Raum hinter den Königlichen Staͤllen und zwiſchen den drey Straſ-
zur lincken Hand aber liegen ein Thier⸗Garten des Koͤnigs / deſſen Kuͤchen⸗Garten und
eine kleine Stadt welche Alt-Verlailles heiſſet / welches eine ſchon ziemlich groſſe und gar ar-
Wann wir nun in den erſten Koͤniglichen Hof hinein gehen wollen / welches ge-
wendet worden / ein anſehnliches Schloß vor einen Fuͤrſten bauen koͤnte.
Der erſte Proſpect bey dieſem Eingang gegen das Schloß iſt recht charmant, weil
mit einer Picke faſt biß an das Dach reichen kan / wozu die mit verguldeten Bley ſehr
reich gezierete Daͤcher ein merckliches beytragen. Es ſcheinen auch die Baumeiſter recht
wendig etroas schlechtes heraus kommen / wenn man wiederum ein Gebaͤude von einem
ben: Bello per un theatro. Aber in der That wird man dieſes Proſpects bald uͤber-
druͤßig / voeil nach und nach die Verblendung wegfaͤllet / womit einen die erſte Anſicht
uͤberraſchet / und man allmaͤhlich das bunte Weſen und den Mangel der Gravitaͤt an
. \n :E dieſen