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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Zehntes Heft
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Schreyer, Lothar: Mann
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Heynicke, Kurt: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0160
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Duldet
tut
Tand
Dich Mich Sein
Vater und Mutter
Mutter Mutter
Kind
Mutter
Mutter

Gedichte
Kurt Heynicke
Ergreife dich!
Hineingegossen in den Strom der Welt
hinabgeflossen in den ewgen Kreis
erblühe wieder dich empor!
Entkleide dich von allen Dingen
zieh Gassen aus und Nächte brich entzwei
entlebe dich
erfülle dich in tausend Urgefühlen!
Gefühl ist Gott und Gott bist du
gewaltig ragendes Hinauferwühlen.
Heb aus den Sümpfen die gesenkte Stirn
Stern flattert auf
zuhauf sind tausend Segen, dich zu armen!
Liebesgedicht
Wir wollen uns einander offenbaren
ganz nackend durch der Liebe Gärten gehn!
Die Stunden kommen auf erblühten Nelken hergefahren
zwei Sterne wollen unsre Augen sehn.
Erkenntnis muß uns licht erfassen
wir müssen bis ans Ende Gottes schreiten.
O daß uns Kraft erblühe!
Daß glühe Nacht uns hoch hinauf!
Wir wollen uns einander offenbaren.
Auf einer Liebe hell gen Allmacht fahren.
Erde unser ^
Erde unser
schwer von Duft
vieler Rosen rote Sommer-Hebe
Erde unser
Wald um deine Lenden
Fluß an hellen Hügelhänden
Erde unser
Mutter der Kraft
meines Singens klingender Mund
meiner Wurzeln klammernder Arm
ewig an dir
Erde unser
Mutter der -Kraft
Auf dir mein !ch
in dir ich
allüberall du in mir
meiner Augen Geleuchte
erhellt von dir
Sonne über Rosen und Wald
Erde unser nachtigallt
meine Wander-Seele blüht vor Lust
alle Erde jauchzt in meine Brust

Mutterscholle 1#*
Erden unser! '
Gedicht
Einst schläft mein feuchtes Haar nur noch in deinem Schoß
und deine Stimme sinkt auf meine Stirn
ein Wiegenlied holst du aus meiner Mutter längst versunknem
Grab
und bettest mich ins Schweben deiner Arme ein.
Ich bin ein junger Sommerwald
in meinen hohen Wipfeln schluchzen kleine Vögel
ich bin gewiegt vom Himmel deiner Augen,
ich fühle uns - '
und steige tief in unsrer Seelen unermeßne Schächte.
Gedicht
Ich singe Stunden, Menschen euch in eure offne Brust!
Mein Auge flattert über eure Züge
wir wollen wandern mit dem Stecken einer Liebe.
Wir wollen Gott in uns entdecken,
aus unsern Seelen blühendhelle Dome bauen!
Wir wollen uns aus Sternen Mai und Sonne Einsamkeiten
gründen.
Wir wollen tief in uns einander finden.
Der letzte Garten. ^
Alle Menschen sind dei? Heiland.
In dem dunklen Garten trinken wir den Kelch.
Vater laß ihn nicht vorübergehen.
Wir sind alle einer Liebe.
W^r sind alle tiefes Leid.
Alle wollen sich erlösen.
Vater, deine Welt ist unser Kreuz.
Laß sie nicht vorübergehn.
Eins
In unsern Seelen schwingt das All den gleichen Takt
es schicksalt über uns der eine Stern.
Wenn Erdentage laut im Dunkeln wandern
uns trägt Musik einander zu
wir sind an einem Tag im All gedacht
in Gottes einer Wiege schlafen ich und du.
Bergan die Bahnen und die Erde sinkt —
der Himinel klingt
und sein Gesang trägt uns zu ewgen Ozeanen.
Stunde ,
Mein Herz hebt die Hand
viel Gärten blühen auf.
Ein Blick aus deinem Auge sinkt
und meine Seele trinkt sich selber aus.
Ein ferner Geigenton —
sing ich — singst du —
wir klingen mit:
uns blühen alle Rosen zu.
Einst
Einst fallen alle Dinge ab
die tausend Bürden sterben hin vor meiner Kraft,
ich will ein Gott sein, der die Sonne schafft.
Einst leuchte ich die Straßen überhell
mein Atem bricht die toten Kirchen
mein Schritt reißt alle Gräber auf
es kommen Seelen, mitzuwandem!
Einst baut sich eine Stunde auf,
ein Dom aus Welt und Ewigkeiten,
einst sind wir aller Dinge frei
und aus des Todes Tosen brandet ein Gebären!


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