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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 11.1920

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Neuntes und zehntes Heft
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Nebel, Otto: Totentanz, [2]
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Nebel, Otto: Zuginsfeld, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37133#0141
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beweinen tausend und eine Nacht, wir
haben dazu Ewigkeit.
„Sie sind bestimmt, die Namen der über
tausend Gefallenen aufzunehmen."
Dieser Stahlsatz hat es in ihm. Sie sind be-
stimmt nicht mit „Sie" gemeint, Herr Schutz-
mann am Pariser-Platz. Platzpatron aller
Künstler. Demarmen Reich gegenüberKunst-
mann. Künstlern gegenüber arm. Reichtum
schändet nicht. Hat jener Satz noch andere
Lichtseiten. Sind sie nicht längst zerfallen, jene
über das Jahr Tausend Gefallenen, Herr
Stahl? Aus denen lässt sich nichts mehr
Völkerschlachten. Sind vier Mammonsäulen
verstimmt?
„Es handelt sich hier um eine Sache, bei
der man wohl auch etwas nicht Übliches
tun darf."
Dort handelt es sich um eine Mache, in der
man wohl auch etwas Übliches tun darf.
„Und so sei auch an dieser Stelle gesagt,
dass das Zustandekommen dieses schönen
Werkes noch nicht gesichert ist, und ge-
mahnt dazu zu helfen."
Hoff, o Du arme Kniekehle. Lasciate ogni
speranza. Sie zwiebeln uns. Sie machen
schon Sparenzchen.
„Die Lehrerschaft der Universität hat für
dieses Jahr einen Teil ihrer Einkünfte zur
Verfügung gestellt — ein schweres Opfer
in solcher Zeit! —, die Studentenschaft wird
sammeln, aber das alles genügt nicht."
Das genügt. Da bleibt dem Spott die Tinte
weg. Stahl ist der blanke Hohn. Gedanken-
strich, Ausruf, Gedankenstrich. Komma,
wird die arme Studentenschaft stammeln.
Aber das alles genügt dem Schweigen nicht.
„Ist das Denkmal selbst würdig, so erscheint
die Piatzfrage noch nicht gelöst."
Wieso, wieso, ihr Brandenburger Toren,
fest sitzt und witzt die Wacht am Pariser-
Platz.
„Der rückwärtige Hof der Universität, wie
ihn Ludwig Hofmann gestaltet hat, ist schon
ein schöner grosser Rahmen."
Woso, woso? Hofrahmen? Achso, der Platz
wie wo. Vivos voco.
„Aber er wird als Spazier- und Frühstücks-
Garten von den Studenten benutzt,"
Fulgura voco, ein sogenannter Hofrahmen-
spaziergarten.
„und ein solches Treiben, sehr hübsch an
^ dieses
' Widerstreit."

Wieso, wieso? Achso. Geplanter Ernst.
Mortuos voco! Leichentango zückt Hau-
bitzen, wetzt am Witz den Stahl. Er aber
will das letzte Wort haben. Mag er den
magern Rest bekommen. Gebt ihm den
Rest. Und Totenstille ist.
„Die geplante Aufstellung an der Dorotheen-
strasse ist vollends unmöglich, wenn auch
die Figur in einer Hecke einen leidlichen
Hintergrund erhielte. Die Baumkronen
über ihr, die trivialen Häuser am Hegel-
platz, die vorbeirollenden Strassenbahnzüge,
zwischen den Säulen sichtbar, würden jede
Stimmung zerreissen."
Otto Nebel
Zur Kritik von Fritz Stahl im Berliner Tageblatt

Zuginsfeid
Otto Nebel
Foetsetzung
Sektkübel
Kübeln und Qualm
Weibstück und Sang
Stückfässer
Se rollt schon wieder
Schlank wie keine Tonne
Wat? Kanondonna?
Tolle Donna
Toni
Tonnen rollen
Wir rollen nich aus die Falle
Heldenväter mit geteilten Tollen
Organisatoren
Toren
Hört laute Organe
Talentierte Leute gesucht
Schreiber
Strömt herbei
Schreiber machen alles
Kollege Armpauker
Feldweibei können nicht schreiben
Steife Handschrift haben sie
Schrägschnörkel
In Reihe und Glied
Nach dem Lineal richtet euch
Buchstaben machen Ehrenbezeugungen
Zeugenbeehrung
Überzeugende Worte
Dummes Zeug
Alles Schwindel
Schöntuerei
Gute Leute schonen

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