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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 19.1928-1929

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Heft 2/3
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Palasowsky, Edmund: Piu-Piu's Windglocke
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https://doi.org/10.11588/diglit.47219#0044
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Sei nicht trüb!
Er kommt an der Spitze der toten Rehe
Er kommt an der Spitze der heißesten Heißen
Er kommt an der Spitze der blauesten Blauen.
Er nähert sich an der Spitze der Libellen
Er jagt vor sich Sonne und leuchtende Wolken
Es begleiten ihn die Märchenpferde —
Er nähert sich in Träumen, er reitet in Strahlen
So kommt Piu-Piu wieder.“
Sie spielten an der Windglocke, sie spielten
Die wunderbaren mächtigen lieben Hände
So spielte ihr Blut —
Prinz von Piu-Piu (sei nicht trüb)
Herzog der Lichter, König der Rehe!
Es kommt Piu-Piu siegreich.
Die Hände wie aus tiefen Neiken
Wie aus Tränen des Mondes —
Doch hör’s doch hör’!
„O sei nicht traurig!
Wenn du lächelst —
Es geht auch Piu-Piu wohl.
Sei nicht traurig —
Warum Piu-Piu zur Welt gekommen
Wenn er nichts Schönes für dich kann?
Es muß dir gut gehn! Er hat nichts anderes zu tun —
Piu-Piu ist darum gekommen, weißt du? eben darum.
Frierst du? oder ist dir warm?
Piu-Piu kühl wie Mokka-Eis
Piu-Piu heiß wie ein Kamin.
Piu-Piu ist aus Klang.
In dir klingt ein Klingen
Um dich herum wirbelt ein schöner Nebel —
Piu-Piu ist aus hellem Nebel.
Piu-Piu’s Leib Ist aus Mondseide
Du sollst ihn anschlagen mild anschlagen —
Piu-Piu ist riesig groß —
In seiner Handfläche kannst du schön schlafen.“
Die Hände weinten, sie weinten von neuem.
Nacht um Nacht —
Doch hör’s, doch hör’!

„Tut dir Piu-Piu sehr weh?
Er will für dich wie die schönste Amsel pfeifen,
Er will für dich zärtlich bellen wie der schönste
Hund —
Er will für dich viel mehr blau sein wie die blaueste
Blume,
Er will für dich viel süßer sein wie rohe Tomaten
die du gern hast,
Er will für dich purzeln schön wie der liebste
Bär —
Nur du sollst lächeln du sollst schön lächeln.“
Und die kleine Glocke hat wie die schwärzeste
Schwarz-Amsel gesungen,
Nur sieh’s, nur sieh!
Und zärtlich gebellt wie der herrlichste
Bernhardiner —
Sie tanzte drollig lieb wie die lieben Teddy-Bären,
Ihr Klang war süß wie die tomatesten Tomaten
Sie klang viel mehr blau wie der blaueste Nebel —
Bei neuem Mond, bei vollem Mond
Und dann haben sich die lieben Hände wie im
Spiegel erschaut —
In ihrer vollen Pracht und wunderbar:
O was war es, was ich gesehen —
Wo ich drin, wo ich so schön?
Und heiler klang die kleine Glocke:
„Es
War
Piu-Piu’s Herz.“
Da lächelten die Hände endlich süß.
Und wurde Piu-Piu hell. — —
Doch
Eine einzige darf es nie vergessen
Wie Piu-Piu’s Paternoster klingt:
Wer ist sie, die Piu-Piu am meisten liebt?
Ich.
Wen hat Piu-Piu am liebsten auf der Welt?
Mich.
Wer ist sie, die am liebsten hat Piu-Piu?
Ich.
Wer liebt Piu-Piu?

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