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Stuttgarter Kunstkabinett; Liebermann, Max [Mitarb.]; Slevogt, Max [Ill.]
Sonderausstellung Max Slevogt, Max Liebermann: Graphik, Zeichnungen, Aquarelle : 16. Aug. bis 4. Sept. 1947 — Stuttgart: Stuttgarter Kunstkabinett, 1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.74254#0011
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MAX LIEBERMANN

Von einzelnen Versuchen abgesehen, hat Liebermann, der 1847 in Berlin geboren
wurde und von dessen Tode 1934 kaum Notiz zu nehmen erlaubt war, erst spät
die Radiernadel und noch später die lithographische Kreide in die Hand genommen.
Max Liebermann war Maler und fast nur Maler, er war in einer folgerichtigen Ent-
wicklung der erste und konsequenteste deutsche Impressionist. Er hat das Wort ge-
prägt von dem gut gemalten Spargelbündel, das so viel wert sei wie eine gut gemalte
Madonna. Ihm, dem es um die Nuance des Tones, um die raffinierteste Abstimmung
eines Grau, eines Rot, eines Schwarz ging, zugleich aber um das Erhaschen farbiger
Bewegung - ihm konnten die Mittel der Zeichnung kaum Genüge tun. Anscheinend.
Denn von ihm stammt auch die berühmt gewordene Formulierung: „Zeichnen ist
Weglassen." Und seine Zeichnungen, vornehmlich Porträts, aber auch Straßenszenen
aus seinem geliebten Holland, sind oft auf eine beinahe stenografische Formel ge-
bracht, aber auch von kräftigem Schwarz und Weiß gegliedert, locker im Augenblick
erfaßt in einer unverkennbaren Handschrift. Nur mit den Augen erfaßt, aber mit
den Augen eines höchst gebildeten Mannes, der gerne die Menschen seiner kulti-
vierten Umwelt festhielt in
charakteristischer Haltung,
der sich aber auch unbe-
stechlich Rechenschaft ab-
legte über das Werden
seines eigenen Antlitzes.
Gerade die verschiedenen
radierten Selbstbildnisse
mitden forschendenkühlen
Augen des Weltmannes ge-
hören zu den schönsten
und geistreichsten Blättern
Liebermanns. Seine ge-
legentlichen Versuche im
Illustrativen treten dem
gegenüber zurück, das Er-
zählende war ihm nicht ge-
geben — ihm eignete das
unbestechliche Auge für die
Wiedergabe des Menschen.
Dr. Wilhelm Plünnecke


Max Liebermann - Selbstbildnis
 
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