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Sybel, Ludwig von
Ueber Schliemann's Troja — Marburg, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.983#0004
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als er keine Silbe verstand. Wie er dann neunzehnjährig (er war
1822 geboren) in Folge einer Ueberanstrengung seine Stelle krän-
kelnd aufgeben musste und zur See sein Glück versuchte, aber
sofort an der holländischen Küste scheiterte, sich tapfer und klug
durchschlug, bis amsterdamer Kaufleute sich seiner annahmen
und ihm eine Auslauferstelle verschafften, ist hier nicht ausführ-
lich zu erzählen.

Beharrliche Willenskraft brachte ihn mit der Zeit ins Contor,
und endlich konnte er als Agent des Hauses nach Petersburg
geschickt werden. Ein Jahr später sah er sich in der Lage,
ein eignes Geschäft zu etabliren, und das Glück war ihm so
günstig, dass er 1863 befriedigt sich aus den Geschäften zog.
Hatte er schon als garcon de bureau angefangen, mit den ge-
ringsten Hilfsmitteln nach einer selbsterfundenen Methode die
neueren Sprachen sich anzueignen, so begann er jetzt ihren
Literaturen näher zu treten. Zuletzt kam Neugriechisch an die
Reihe, und von diesem ging er zum langersehnten Altgriechisch
über, das er in drei Monaten bewältigt zu haben sagt; alle
Autoren habe er gelesen und wohl hundertmal den Homer.
Jetzt mit Vermögen und Kenntnissen ausgestattet, unternahm
er Reisen nach Nord und Süd bis tief in Aegypten, durch den
Orient nach Griechenland. Endlich durfte er die Stätten auf-
suchen, wo die homerischen Geschichten spielen, vor andern
Ithaka und Troja. Noch eine Reise um die Welt machte er
und Hess sich dann in Paris nieder, um seinen archaeologischen
Studien zu leben. Nach zwei Jahren begab er sich neuerdings
nach Ithaka, der Peloponnes und Troja zu gründlicheren Unter-
suchungen, und veröffentlichte seine Ergebnisse, wie er angibt,
um die verbreiteten Irrthümer zu berichtigen *).

Wie ein Sommernachtstraum liest sich sein Reisebericht;
wie er auf_der guten Insel Korfu in dem Hügel, welcher jetzt
die Sommerresidenz König Georgs, im Alterthum die bedeutende

*) Henry Schliera ann, Itaque le Peloponnese Troie, Paris 1869.
 
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