Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
NEUERE VERSUCHE ZU STADTBEKRÖNUNGEN

NACHWORT

Sinn und Absicht dieser Arbeit ist es, nicht etwas zu geben, das in allen
Einzelheiten feststeht, sondern vielmehr allgemein anzuregen und gerade
auch dort fruchtbringend zu wirken, wo es sich nicht um ausgesprochen
neue Städte, sondern um Erweiterungen und Umbildungen bestehender
Zustände handelt.

Selbst unter dem Zwange zu Kompromissen wird der Wunsch, auch
in den einzelnen Stadtteil Relief hineinzubringen, die erste Stelle ein*
nehmen müssen. Natürlich ist das Ziel die völlig neue Stadt, und es Iiegt
vielleicht gar nicht so weit, als man glauben möchte. Die Bildung der Ge-
meinde Rheinfelden, welche ein Beispiel für das planlose Aufschießen
von Städten ist, Rüstringen bei Wilhelmshaven, das ein Gegenbeispiel dazu
darstellt, und schließlich manche in der Öffentlichkeit erörterte Anregung
zur Gründung neuer Städte in Deutschland, sei es im Industriegebiet Rhein»
landsWestfalens oder an der Elbe und ähnliches sprechen dafür1.

Es mag deshalb von Wert sein, kurz die wesentlichen Strömungen zu
kennzeichnen, welche bereits innerhalb der bestehenden Verhältnisse auf
eine solche Stadtbekrönung hingewiesen haben und es noch tun.

Im 18. Jahrhundert, der Blütezeit des fürstlichen Absolutismus, gründeten
die Landesfürsten neue Residenzen, bewogen durch »Baugnaden« die Bür«
ger zur Ansiedlung und machten in hoher Selbsteinschätzung ihres Berufes
das Schloß zum Mittelpunkt der neuen Stadt. (Abb. 54 Karlsruhe.) Die
Kirche wurde in Karlsruhe zum Pendant des Rathauses, welche beide, in
der Masse gleich und mit gleichen Türmen versehen, einander gegenüber*
stehen. Es kann nicht behauptet werden, daß hier eine große Idee im Sinne
alter Städte obgewaltet habe: »Aufklärung«.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte die bereits erwähnten Ver*
suche der romantischen Schule,Schinkels (Abb. 52); in verwandter Richtung
liegt der Entwurf Gillys für das Denkmal Friedrichs des Großen auf dem Leip*
ziger Platz zu Berlin (Abb. 53), der bereits den Keim zu der späteren Denk-
malsseuche in sich trug, so große Schönheiten der Entwurf selbst auch hat.

Nun kam das Chaos und mit ihm die vollendete Wildheit und Planlosig*
keit im Stadtbau. Erst nachdem seit den neunziger Jahren sich die Lehre

1 Die starke von Hans Kampffmeyer ausgegangene Bewegung zur Gründung einer »Frie«
densstadt« gibt Hoffnung auf eine nicht zu ferne Erfüllung unserer Wünsche.

6 T a u t, Die Stadtkrone

81
 
Annotationen