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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0011
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Vorwort

In den letzten Jahren hat, vor allem in den Aufsätzen von Gustav
Ehrismann, Friedrich Neumann, Wolfgang Stammler und anderen,
die literarhistorische Arbeit stärker als bisher die mittelhochdeutschen
Didaktiker einbezogen. Allein Thvmasin von Zerclaere scheint ein wenig
stiefmütterlich behandelt worden zu sein. Schon Ranke stellt das in
seinem Buche über die Sprache des Welschen Gastes (1908) mit gewissem
Erstaunen fest. Er selbst beschränkt sich bewußt auf die Untersuchung
von Sprache und Stil und muß dabei bekennen: „Ich habe während
der Arbeit immer stärker die Überzeugung bekommen, daß die gesamte
deutsche Literatur für Thomasins Stil von nur ganz geringer Bedeu-
tung ist. Er scheint mir vielmehr ganz und gar ans der lateinischen
Kunstübung heransgewachsen." Thvmasin ist in der Tat an äer tiuselm
Mst. Zunächst sprachlich. Daraus ergibt sich aber sofort die weitere
Frage: ist er es auch über das nur Sprachliche hinaus? Fällt sein Werk
als Ganzes, fällt etwa seine persönliche und dichterische Haltnng eben-
falls aus dem Rahmen der mhd. Überlieferung heraus, können auch
Dichtung und Dichter hier nur Gast- nicht Heimatsrecht beanspruchen?
Wie kommt er daun aber dazu, sich der deutschen Sprache zu bedienen?
Diese doppelte Frage zu beantworten, versucht diese Arbeit. Des-
halb muß zunächst die Umwelt, in der Thvmasin aufgewachsen ist und
lebt, geschildert, dann sein Bildungsgang dargestellt, endlich sein großes
Werk selbst ausgedeutet werden. Oftmals ist es dabei möglich gewesen,
ein bol2 zu benutzen, clgL ein ancler baut Wnuüstort hat. Daneben aber
erwies es sich als nötig — vor allem gilt das für den ersten Teil —,
immer wieder die geschichtlichen Quellen selbst zu befragen. Leider ist
vieles, was vielleicht Aufschluß hätte geben können, in örtlichen Dar-
stellungen und Quellenansgaben versteckt, die auf deutschen Büchereien
kaum oder gar nicht vorhanden sind. Daß ich diese oder jene Arbeit
doch noch einsehen konnte, danke ich der Gastlichkeit der Beamten des
Britischen Museums, die mir bei einem flüchtigen Aufenthalt in London
zu Ostern 1931 die von ihnen betreuten reichen Bücherschätze zugänglich
gemacht haben.
 
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