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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0224
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II. Thomasin vr>» Zerclaere.

LV4
Er verteidigt also keineswegs jede Handlung oder jede Äußerung des
Papstes. Er billigt ihm jedoch den guten Willen und die besten Ab-
sichten zu und wendet sich deshalb mit aller Schärfe gegen Walthers
böie Verdächtigungen (11191 ff.). Keineswegs aber bejaht er in der
Bezeichnung des Papstes als meister oder als geistlichen Vater dessen
Ansprüche auf weltliche Herrschaft. Das Wort meister kann zwar auch
einen Herrscher oder Vorgesetzten meinen, meist aber steht es doch für
den überlegenen Lehrer und Weisen^'. Das Bild des Vaters, das ja
auch Walther anwendet, braucht vollends nicht im Sinne eines Herrn
über diese Welt gedeutet zu werden. Außerdem finden sich im Welschen
Gast andere Stellen, die den Ansichten des Papstes deutlich wider-
sprechen.
Wenn Jnnocenz es wagt, die Christen zum Ungehorsam gegen
einen Tyrannen aufzufordern, so kann Thomasin da keineswegs mit-
gehen, hatte doch Augustin verlangt, man solle auch dem heidnischen
Herrscher gehorchen, außer, wenn sein Geheiß dem göttlichen Gebot
widerstreitet^. Nach dem Welschen Gast ist iibormüotee sowohl der-
jenige,
<Ier anders Irvrsvlist xallvr vrist
dann sr von rslrte Irsrseksn «ol (10988s.),
als auch derjenige,
der nikt smvil nndsr rvssen
dem ander dem er sol Mussen (10991s.).
Wir sollen dem uns von Gott gesetzten Herrn volgmu Lim nit, damit Nur
nicht unter einen Fremden geraten, der uns mit übel uncl mit ülmr-
muot (11001) unterdrücken kann. An dieser Stelle — und das ist be-
zeichnend — weist er nicht nur auf das Beispiel der Griechen (11003ff.),
auf das des ^.lessjus rind 8ursavb (11014ff.), auf Aarons sumsten-
(11023ff.) hin, sondern zugleich aus Hdvrou und vatbmr (11028ff.),
deren SchicksalJnnocenz zur Begründung seiner Weltherrschastsansprüche
anführt^H Auch Thomasin denkt hier wohl gleichzeitig an den Papst;
er spricht von dem meister, der ihnen gegeben war, äa? er soläe rillten
gar ir leben (11032). Aber er geht gegenüber dem Papste eigene Wege,
wenn er verlangt, daß wir auch einem lmesen lierren (11042) folgen
sollen. Er ist uns um unserer eigenen missetLt willen gegeben (11041).
An ihm sollen die Untergebenen ihre Sünden erkennen:
i8t ir Norm sw Kosse man,
der si WIN vol rikten kau,
si snln in seUsltsn nilrt.
sit von ir Sünden Assokilrt (11045fs.).
"UhdWB. II 1, 118ff.; Grimm, DWB. Vl 1952ff.
Schilling, Augustin (Anm. 303) 101. Meyer (Anm. 926) 19f.
 
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