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Teske, Hans
Thomasin von Zerclaere: der Mann und sein Werk — Heidelberg: Winter, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.47780#0225
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1V. Thomasins politische Stellung.

205

Mit Demut soll man ihn erdulden und leisten sm Zebot (11055). Wer
sich gegen ihn auflehnt, der tuet ein teil rviäer Zot (11061). Jeglicher
Ungehorsam führt zum Untergauge. Auch die Zwietracht unserer Zeit
beruht darauf, ckn? einer volZt clem anclern nibt (11086).
Thonmsiu verteidigt den Papst, nennt ihn unfern meister nnd
vater. Er räumt ihm ein Richteramt über unsere Lebensführung ein.
Nirgends aber spricht er ihn: deutlich die weltliche Herrschaft zu. Er
unterstellt die Fürsten Gott und Gottes Gesetz, nirgends aber spricht
er dem Papste das Recht zu, Fürsten und Könige einzusetzen und abzu-
setzen nach seinem eigenen Entschluß. Während Jnnocenz in dem
Schicksal des griechischen Reiches den Sieg der lateinischen Kirche feiern
kann^°, sieht Thomasin darin nur das Strafgericht Gottes, der den
ungehorsamen Untertanen einen vrmrmcwn (11007) Herrn gegeben hat.
Vielleicht darf auch darin ein Abstand von päpstlichen Ansprüchen ge-
sehen werden, daß Thomasin gegen die Geistlichen eifert, die zur
Gelehrsamkeit noch äes ritvrs svnrt (8678) begehren, vielleicht auch
darin, daß er klagt, wir hielten uns mehr au Vavrete uncl leMS als an
die Theologie selbst, ist doch bekannt, wie sehr fromme Gemüter daran
Anstoß nehmen, daß in Rom „alles nur um Irdisches und Zeitliches,
um Könige und Königreiche, um Prozesse und Streitigkeiten sich drehte,
und kaum ein Gespräch über geistliche Dinge erlaubt war^". Thomasin
spricht solche Vorwürfe freilich nicht geradezu aus. Wie könnte er es,
da er doch ausdrücklich von den Herren, vom Dichter und vom Prediger
fordert, daß sie suln spreebon mit ZrvMr Imot (11202). Nur zu leicht
kann ein Wort mißverstanden werden (11209) und so mehr Schaden
anrichten, als der Sprecher je wieder gutzumachen in der Lage ist.
Walthers ganzer Zesanv (11219) kann Gott nicht so gut gefallen so im
ckas ein mnos missevaUen (11222), womit er
. . . Irüt tnssnt, man botoeret,
äsr si Nabeut überlroeret
Kotes uml «los dlwstes Kedot (11223 ff.).
Man muß sich doppelt in acht nehmen, da im allgemeinen das Böse
eher als das Gute geglaubt wird. Deshalb haben ja auch die Ketzer so
großen Erfolg.
sine rütont voüvr VINM novlr Knot,
nivan <lsr MSN Kerns tust (11271f.).
Haller (Anm. 567») 553.
"" Jakob von Bitry, angeführt bei Haller (Anm. 567») 559. Ferner vgl.
Hampe, Kaisergeschichte (Anm. 935) 215; Ders., Hochmittelalter (Anm. 935) 243;
Haller (Anm. 567s) 522ff.; Meyer (Anm. 926) 24ff.
 
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