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Teupser, Werner [Hrsg.]; Leipziger Kunstverein [Mitarb.]; Gemäldegalerie (Leipzig) [Mitarb.]
Kunst und ihre Sammlung in Leipzig: Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Leipziger Kunstvereins und Museums der bildenden Künste — Leipzig: Verlag von Breitkopf & Härtel, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.71455#0085
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einem der besten Stücke der späteren römischen Kaiserzeit, einem Amethyst
mit einem Kops von Constantius II^. Beim Beschauen dieser echt klassisch-
antiken Kunstwerke kann man verstehen, daß ein Goethe sich für diese edle,
Heute fast vergessene Kleinkunst begeistert Hat. Ein schönes Stück der Gem-
mensammlung, „die Gemme, die das euput iuvenile ^uzu8ti^ vorstellet",
wurde zur Ostermesse 1/65 dem kurfürstlichen Besuch als Gastgeschenk „unter-
tänigst präsentiret".
Geradezu ein Schildbürgerstreich war die Versteigerung der ungewöhn-
lich erlesenen und kostbaren Münzsammlung der Stadtbibliothek, die über
10000 seltener europäischer und außereuropäischer Münzen vom Altertum
bis zur Neuzeit enthielt^, zum Besten der Bücheranschaffung im Jahre 1853.
Trotz des Nettoerlöses von 15553 Talern war der Verkauf der Münzsamm-
lung ein großer, nie wieder zu ersetzender Verlust. Von ihrer Herrlichkeit
zeugt Heute nur noch der uns erhalten gebliebene große Münzschrank^ aus
dem Jahre 1727, das bedeutendste Werk der Leipziger Kunsttischlerei aus
der Barockzeit, und ein wesentlich kleinerer Münzschrank im Stil der Zopf-
zeit aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert.
Den Grundstock zu einer Sammlung von Kupferstichen hatte der Bürger-
meister Paul Wagner schon im Jahre 1687 gelegt durch das im Geschenkbuch
der Bibliothek hochgepriesene Geschenk seiner an großen Meistern reichen
Kupferstichsammlung, die durch gelegentliche Ankäufe weiter vermehrt worden
ist bis zum Jahre 1771, wo der größte Teil dieser Sammlung, 14000 Blatt,
verkauft wurde, da das Geld zu „nötigeren Dingen" gebraucht wurde. Die
Kupferstiche erwarb für 700 Taler der Leipziger Kaufmann Johann Thomas
Richter^, der Besitzer der angesehenen Kunstsammlung, deren noch erhaltenes
-° Vgl. Furtwängler a. a. O. Bd. 2. S. 2Z1, Nr. Z).
^ Nach einer Mitteilung der Direktion der Staatlichen Skulpturensammlung in
Dresden ist diese verschenkte Gemme vermutlich ein setzt dort befindlicher Karneol, der
in alten Katalogen als „Augustus mit der Strahlenkrone" (H. Hettner: Die Bild-
werke der K^l. Antikensammlung. 2. Ausl., 1869, S. 109, Nr. 296) verzeichnet wird.
Es ist eine Arbeit des 18. Jahrhunderts, der das Porträt des Antknous als Vorbild
gedient hat, mit Hinzufügung einer Krone, wie sie die Antike nicht kennt.
3° I. I. Leitzmann: Katalog des ... 18)Z ... versteigerten Münzkabinettes der
Stadtbiblkothek zu Leipzig. Leipzig 18)4-
b° Vgl. Otto Pelka: Das Münzkabinett der Leipziger Stadtbibliothek. (Leipziger
Konzert-, Theater- und Verkehrsblatt. Ig. Z, 1927, S. 403ff.)
<>" Liber diesen Verkauf berichtet ein vermutlich von Franz Wilhelm Kreuchauf verfaßter
Aufsatz: Nachricht von Richters Porträt, Leben und Kunstsammlung (Neue Bibliothek der
schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd. 18, 177), S. Z09).

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