Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ostini, Fritz von; Galerie Thannhauser; Heß, Julius [Ill.]
Kollektiv-Ausstellung Julius Hess — [Deutschland?]: [Verlag nicht ermittelbar], 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73106#0004
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
JULIUS HESS

Zu denjenigen jungen Münchener Malern, die in den aller-
letzten Jahren in ihrem Kampf um die Farbe, um den malerischen
Ausdruck durch Stetigkeit und Reinheit ihres künstlerischen
Wollens auffielen, gehörte Julius Hess. Man sah, dass der
Künstler auf modernen Wegen ging, an nichts Ueberkommenes
gebunden war. Aber er war nicht in die Schablonen irgend-
einer modernen Richtung hinein zu klassifizieren, folgte weder
irgend einem impressionistischen Rezept, noch den Fusstapfen
dieses oder jenes Führers der Neuen. Man sah in seinen
geglückten wie seinen weniger gelungenen Bildern den zähen
Eifer eines Malers, der sich selber finden und dann er selber
sein will. Er suchte eine neue Schönheit der Farben, eine
Malerei von starkem und warmem inneren Leben. Und er
hat sich in den drei oder vier Jahren, seit die Welt von ihm
weiss, so prächtig hinaufentwickelt, dass er heute zu den besten
iHoffnungen unserer jungen Malerei gezählt werden muss.
Spielende und flüssige Bravour ist nicht seine Sache. Hess
ist kein Blender, er hat die Vielen bis heute eher durch sein
herbes Wesen zurückgestossen, als durch leichtverständliche
Qualitäten entzückt. Aber jene, die etwa in den Ausstellungen
nach Menschen, nach originalen Temperamenten suchen, hat
er von Anfang an gefesselt. Und wenn wir heute sein Werk
chronologisch durchsehen, so finden wir in ihm eine erfreuliche
Steigerung aus dem Schweren und Trüben zu farbiger Klarheit
und Freude, aber auch eine Steigerung aus tastender Zurück-
haltung zur Sicherheit und bewussten Kraft. Als selbständiger,
ganz eigenartiger Kolorist steht Julius Hess heute, wie gesagt,
in der vordersten Reihe der jungen Münchener Maler!
In einer Ausstellung der Münchener Sezession fiel er vor
einigen Jahren auf durch ein Frauenporträt, dessen Reiz in
der schweren, dunklen Harmonie, den satten Tiefen seiner
Farbe bestand, dem Bild einer Frau im Strohhut, mit braunem
Zentralinstitut
für Kunstgeschichte
in München
lnv-^ 5^8
 
Annotationen