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Galerie Thannhauser
Moderne Galerie Heinrich Thannhauser München, Theatinerstrasse 7, Arco-Palais — München: Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, [ca. 1920]

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https://doi.org/10.11588/diglit.71238#0055
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EINIGE PRESSTIMMEN GELEGENTLICH DER ERÖFFNUNG DER MODERNEN GALERIE

■ MÜNCHNER NEUESTE NACHRICHTEN, 3. November 1909. Die neue Kunsthandlung H
im Arco-Palais. Diese moderne Galerie wurde eingerichtet mit der Absicht, für Gemälde, Skulp-
turen und graphische Arbeiten moderner Künstler Ausstellungsräume zu schaffen, die im Gegen-
satz zur alten Form der Gemäldegalerien sich möglichst dem Charakter der Privatwohnung eines
Kunstfreundes nähern soll. Einen Sammelraum in der Art eines kleinen Privatmuseums stellt
der im Lichthof des großen Neubaues gelegene Saal dar, den man zuerst durch den von R. M. Eichler
mit vier großen dekorativen Gemälden geschmückten Eingang von der Maffeistraße aus betritt.
Die eingezogenen Pfeiler verleihen dem großen, ganz in hellen Tönen gehaltenen Raum einen
festlichen Charakter und schaffen gleichzeitig eine angenehme vertikale Gliederung der rück-
wärtigen Wandfläche. Eine Reihe freistehender Pfeiler trennt von dem Oberlichtsaal einen rück-
wärtigen Raum ab, von dessen braunvioletter Wandbespannung die Bilder — obwohl sie kein
direktes Licht empfangen — kräftig hervorleuchten. Am Ende dieses Raumes befindet sich der
Aufzug, der zu den im dritten Stock des Hauses gelegenen Räumen emporführt. Durch einen
kleinen Vorraum gelangt man in zwei Räume, denen das ernste stumpfe Grün des Wandanstriches,
der graue Sockel und der dunkle, fast schwarze Bodenbelag ein vorwiegend ernstes Gepräge
geben. Ein kleiner Wandbrunnen (Ausführung G. Wilhelm & Co.) schmückt den ersten dieser
Räume. Ein kurzer Korridor, der sich besonders für die Aufnahme graphischer Arbeiten eignet,
führt zu den Wohnräumen: Zuerst in ein Herrenzimmer aus Rüsternholz mit Nußbaumeinlagen
und schwarzen Lederbezügen (Ausführung Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst, G. m. b. H.).
Dann folgt ein Wohnzimmer in Kirschbaumholz mit graugrüner Wandbespannung. In den
Schränken Kleinkunstgegenstände der „Deutschen Werkstätten“. Weiterhin drei Ausstellungs-
räume, die durch den einheitlichen Bodenbelag verbunden erscheinen, wahrend die verschieden-
farbige Wandverkleidung (blaugrau, weiß, braungrau) die Möglichkeit schafft, den verschiedenen
Bildern einen jeweils geeigneten Hintergrund zu geben. Die Möbel in diesen Räumen sind aus-
geführt von A. Pössenbacher. Auf der anderen Seite des Korridors befindet sich ein Musik-
zimmer in Nußbaum, mit gobelinartigen Möbelbezügen. (Ausführung A. Pössenbacher, Flügel
von Berdux.) Zuletzt ein Damenzimmer in Mahagoni mit Einlagen aus Palisanderholz. (Aus-
führung Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst, G. m. b. H.) In allen Räumen herrschen
diskrete, neutrale Farbenstimmungen. Eine leichte Schablonierung vermittelt den Übergang von
Wandbespannung und Decke. Die Heizkörper sind mit weißgestrichenem Holzwerk verkleidet,
die Fenster durch leichte, vorwiegend helle Vorhänge eingefaßt. Die gesamte Ausführung der
Raumgestaltung besorgte die Firma Heilmann & Littmann nach dem Entwurf und unter Leitung
des Architekten Herrn Dr. Paul Wenz. Die Malerarbeiten führte Fuchs & Kiesgen aus, die Be-
leuchtungskörper lieferte G. Wilhelm & Co.
■ FRANKFURTER ZEITUNG, 23. November 1909. (Kunst in München.) Man schreibt uns
aus München: Ein zartfarbiges Plakat von Leo Putz kündigte geheimnisvoll die Eröffnung
einer neuen „Modernen Galerie“ im November an. Der Schleier hat sich gelüftet, und
Herr Heinrich Thannhauser, bisher Geschäftsgenosse in der „Modernen Kunsthandlung“
des Herrn Brakl, präsentiert im sogenannten neuen Arco-Palais, im Zentrum der Stadt, einen
Oberlichtsaal und neun Zimmer. Auf eine geschmackvolle Ausstattung wurde Wert gelegt.
Architekt Dr. Wenz hat die neun Räume als „Wohnung eines Kunstfreundes“ so intim ge-
staltet, wie ihr öffentlicher Zweck das erlaubt, und R. M. Eichler hat den Vorraum zurGalerie
mit vier Fresken geschmückt: die Jahreszeiten, im illustrativen Geschmack der „Jugend“, und
koloristisch überladen, als Versuch zur Erneuerung dekorativer Wandmalerei aber nicht uninter-
essant. Die Eröffnungsausstellung bringt ein recht gut gewähltes Material. Namen selbstver-
■ ständlich zunächst, und Münchner Namen wie Habermann, Zügel, Erler, Putz, Oßwald, ■

MODERNE GALERIE, MÜNCHEN, THEATINERSTRASSE 7

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