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Slevogt, Max; Galerie Thannhauser
Max Slevogt - die Prinzregenten-Bilder: (Entstehungszeit 1908-1910) : Ausstellung Dezember 1921-Januar 1922 — München: Moderne Galerie Thannhauser, 1921

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68082#0009
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Impressionismus sei nervös; die persönlicheBegabungSlevogts
sei nervös. Gut — und damit wäre wahrscheinlich das Meiste
gesagt, wenn eben jenes Dritte nicht dazukäme, von dem hier
ganz eigentlich gesprochen werden muss: der Blitz, den weder
der »Impressionismus« noch die »Persönlichkeit« entsenden
kann, sondern nur die gefährliche Gunst des Jupiter; der Blitz,
der ein Zuschuss von jenseits ist. Jetzt wird das Nervöse, sonst
nur flüchtig, unwesentlich, »impressionistisch«, plötzlich eine
Wesentlichkeit. Es fängt an, eine besondere Substanz zu bilden,
wird eine schicksalhafte Organisation, bekommt Gewicht, Be-
deutung. Ist es nicht seltsam genug, zu sehen, welche Festig-
keit des Gewebes die aufgeregten Nerven hier zu weben fähig
wurden?
Der Expressionismus ä tout prix trete her, der diesen Skizzen
eines »impressionistischen Nurmalers« die metaphysische An-
ziehung und Angezogenheit bestreiten kann. Es hat geblitzt
— und fürder wird es in diesen Dingen, solange sie sein
werden, immer wetterleuchten. Die Stimmgabel, mit der das
köstliche Instrument dieser Malerei gestimmt ist, kommt von
hohen Musikern her — vom Mozart des Don Giovanni.
Die Wichtigkeit der Kunst wird nicht durch Richtungen
verbürgt, sondern durch Spitzen, durch hohe Grate. Zwischen
Slevogt und etwa Kokoschka liegen Unterschiede, aber nicht
Abstürze. Es gibt eine Kontinuität.
Bricht in Slevogt das Illustrative aus, so ist es recht. Er
hat begriffen (oder vielmehr: es drang in ihm der instinktive
Gedanke durch), dass Kunst nichts sein kann, als Urkunde des
Geschehenden. Ein Siegel ist sie, weinig; blank wie Lack und
 
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