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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0015
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Die Bezeichnung „tyrrhenisch" bei Vasen hat ihre eigne
Geschichte, die mit der Geschichte der Vasenforschung überhaupt
aufs engste zusammenhängt und nun schon bald siebzig Jahre zählt.
Der Ausdruck ist nicht in den Kreisen der Kunsthändler und
Laien entstanden gleich dem über hundert Jahre älteren „etruskische"1)
Vasen, wie man im vorigen Jahrhundert fast allgemein alle in Italien
gefundenen Gefässe zu bezeichnen pflegte: er ist von der Gelehr-
samkeit geschaffen worden; er findet sich in der wissenschaftlichen
Litteratur erst seit dem Anfang der dreissiger Jahre unsres Jhs.
Geprägt wurde er von Gerhard'2), als Ende der zwanziger
Jahre nach den schon bekannten Funden aus Sizilien und Unteritalien
die stupenden Schätze Etruriens, besonders Vulcis sich aufthaten. In
seinem Rapporto Volcente, welcher die grosse erste Verarbeitung dieses
neuen immensen Materials bedeutet, unterscheidet Gerhard innerhalb
jeder der drei als „ägyptisch", „sizilisch" und „schön" voneinander
damals abgegrenzten Vasenklassen drei Manieren oder Schulen: eine
griechische, eine tyrrhenische und eine etruskische. Dies geschah etwa
in der Art, dass in jeder Klasse die guten Exemplare, die von schönem
entwickeltem Stil und vollendeter Technik der griechischen, die in Stil
und Technik rohen und geringen der etruskischen, alles andre, was in
diese beiden Kategorien nicht zu passen schien, der „tyrrhenischen"
Schule zufiel. In dieser sammelte sich denn sehr Verschiedenartiges,
besonders aber alles, was steifen, strengen und herben Charakter in
der Zeichnung offenbarte.3) Werke solchen Stils zögerte man der

1) Zuerst bei Buonarota 1724. Einspruch erhoben und den griechischen Cha-
rakter erkannten zuerst Mazocchi (1754) aus epigraphischen und Winckelmann (1763)
aus stilistischen Gründen.

2) Annali 1831, dann in Berlins Antiken Bildwerken, Berlin 1836, p. 154 ff".

3) Rapp. Volc. p. 11: „uso piü frequente dell' arcaica maniera d'ogni sorta,
piü rigido in disegni, — studiata bizzaria, specialmente nei visi" etc. . . .

Thiersch, „Tyrrhenische" Amphoren. 1
 
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