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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0083
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— 6g —

„A: Ausfahrt. Dahinter Reiter. B: Ithyphallische Silene (men-
schenfüssig) und Nymphen. — Tiere." —

Die vorliegende Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt sich unter
den tyrrhenischen Gefässen auf die Amphoren zu beschränken. Eine
weitere Aufgabe wäre es nachzuweisen ob und welche anderen Gefäss-
formen mit Gewissheit derselben Werkstatt wie die Amphoren zuge-
wiesen werden können. Bezüglich Hydrien, Schalen und Colonetten-
kratere kann dies bereits jetzt bejaht werden. Beispiele für erstere in
Leiden (Roulez pl. X) und Wien (Masner 220). Schalen, welche in allem
den Amphoren entsprechen, befinden sich in Athen: so z. B. Nat.
Mus. 266 (Fundort: Attika!). Ferner giebt es eine Serie, welche diesen
wiederum sehr nahe kommt, im Museo Archeologico zu Florenz. Es sind
zum Teil Deckelschalen mit breiten Bandhenkeln und 1—2 Tierfriesen.
Unter den Krateren glaube ich das Exemplar in Oxford, Gardner,
Ashmolan Museum No. 190, p. 6 als „tyrrhenisch" oder dem Tyr-
rhenischen doch sehr verwandt ansprechen zu dürfen.

I. DAS ORNAMENT.

Punktrosetten, im ganzen und grossen älter als die Blattrosetten,
liegen weit vor den Anfängen der tyrrhenischen Gattung. Diese
kennt nur die Blattrosette, und zwar erst in jener spärlichen
Verwendung und verflüchtigten Form, wie sie von den später
korinthischen und chalkidischen Gefässen her bekannt ist. Immer
von grösster Einfachheit zeigt sie niemals doppelt umzogenen Kern
oder abwechselnd rote und schwarze Blättchen wie dort.

Netz- und Treppenornament, im entwickelt Korinthischen
und Chalkidischen gleich häufig, ist auf tyrrhenischen Amphoren total
unbekannt.

Der Knospenfries ist etwas Seltenes im Tyrrhenischen
(52> 53) 60). Er stammt gewiss wie alles Knospenwerk aus dem
Chalkidischen. Doch hat er an Feinheit der naturalistischen
Durchbildung eingebüsst: der kleine runde Knoten unter dem
Knospenansatz, den das Chalkidische nie vergisst, fehlt bereits
vollständig, wie fortan immer im Attischen. — Auch das Jonische
kennt diese vereinfachte Form.
 
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