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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0126
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I I 2

der Schale des Hermogenes, München 28 u. 30, dann auf der
alt-sfg. aber nicht rein attischen Amphora, München 1154. —

Über Deckrot auf einzelnen Körperteilen, wie Brust und Bauch
siehe oben p. 37. Ich vermute, rein koloristische, nicht gegenständ-
liche, Gründe haben die Maler veranlasst den Pinsel in den roten
Topf zu tauchen. Ein wirkliches Bestreichen mit rotem Mennig, wie
es Sittl1) nach analogen Erscheinungen bei wilden Völkern für die
Tänzer annimmt, wiederzugeben, scheint mir nicht beabsichtigt
gewesen zu sein. —

Besonders wertvoll wäre eine Zusammenstellung der noch sehr
seltenen, aber überaus interessanten Fälle, in denen Gesichter oder
ganze Körper von vorne dargestellt sind. Das müsste aber in
grösserem Zusammenhang mit Darstellungen aus dem übrigen
attischen Vasenmaterial geschehen.

TRACHT.

Der tyrrhenische Mann trägt, wenn er nicht der Jagd, gym-
nastischen Übungen oder dem Tanze obliegt, wie der korinthische
und chalkidische einen langen Chiton, als von Leinen stets durch
weisse Farbe charakterisiert; darüber einen grossen Mantel. Im
Korinthischen und Chalkidischen ist jener Linnenchiton meist eine
einfach weisse Fläche; im Tyrrhenischen werden die feinen Stoff-
fältchen durch vertikale parallele gravierte Linien angedeutet, die
aber ganz steif und gerade verlaufen \6, 8, 10, 24], nicht gewellt
wie später im Attischen. Dieselben schematisch geraden Linien
finden sich auch schon auf den Vasen von Vurva und Marathon.
Gewellte Linien kommen im Tyrrhenischen nur auf besonders sorg-
fältigen und ganz jungen Exemplaren vor. Vgl. den Wagenlenker
des Alkmaion auf 53, auch die Schulter der Artemis auf 46.

Der Mantel kann schräg über nur eine, die linke, oder symmetrisch
über beide Schultern gelegt sein. Die erste Art ist die weitaus
häufigere, die gewöhnliche, die zweite scheint nur bei Personen
besonders ehrwürdigen Charakters vorzukommen.

1) Dionysisches Treiben und Dichten im 7. u. 6. Jh., Würzburg 1898, p. 18.
 
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