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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Fresken der Cappella Paolina: Geschichtliches

77

C. Die Fresken der Cappella Paolina
I
Geschichtliches
In der ersten Ausgabe der Vite erwähnt Vasari die Fresken ganz
kurz: „und nachdem diese (Sixtinische) Kapelle vollendet, wurde
ihm eine andere, wo das Sakrament sich befinden wird, gen. die
Paulina, in Arbeit gegeben. In ihr malte er zwei Geschichten, eine
vom hl. Petrus, die andere vorn hl. Paulus; die eine, wie Christus
dem Petrus die Schlüssel giebt, die andere die schreckenvolle Be-
kehrung Sauls." Damals, also 1550, lässt Vasari den Meister noch
mit den Fresken beschäftigt sein.
Condivi schreibt: „Schliesslich wünschte Papst Paul, der in
demselben Stockwerk wie die Kapelle des Sixtus eine Kapelle ge-
baut hatte, diese auch mit Erinnerungen an den Künstler zu
schmücken und liess ihn zwei grosse Gemälde an den Seitenwänden
malen; in dem einen ist die Geschichte dargestellt, wie S. Paulus
durch die Erscheinung Jesu Christi bekehrt wird, in dem anderen
die Kreuzigung Petri, beide staunenswerth sowohl im Ganzen der
Darstellung, als auch in jeder einzelnen Figur. Und dies ist das
letzte Werk der Malerei, das er bis zum heutigen Tage geschaffen,
und er vollendete es im Alter von 75 Jahren." Das heisst also
im Jahre 1550.
Eine ausführlichere Beschreibung der Fresken giebt Vasari in
der zweiten Auflage, in welcher er erwähnt, dass Antonio da San
Gallo die Kapelle nach dem Muster derjenigen von Nikolaus V.
gebaut habe, und fährt fort: „Immer ist Michelangelo, wie schon
an anderer Stelle gesagt wurde, nur auf die Vervollkommnung der
Kunst bedacht gewesen; in der Landschaft sieht man weder Bäume
noch Häuser noch andere anmuthige Spielereien der Kunst, denn
niemals war er auf solche bedacht als Einer, der seinen grossen
Geist nicht mit Dergleichen erniedrigen wollte. Dies waren seine
letzten Gemälde; er führte sie im Alter von 75 Jahren aus, und
zwar, wie er mir sagte, mit grosser Mühe, da die Malerei und
namentlich die Arbeit in Fresko, ist man über ein gewisses Alter
hinaus, nicht eine Kunst der Greise ist. Michelangelo ordnete an,
dass nach seinen Zeichnungen Perino del Vaga, ein ausgezeichneter
Maler, das Gewölbe mit Stuck und mannigfaltigen Malereien aus-
 
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