Die Libreria di S. Lorenzo
113
In den Kandelabern haben wir also wichtigste Zeugnisse für
die Dekorationskunst Michelangelos vor Augen. Sind sie sein Werk,
dann ist aber auch der Altar, für den sie bestimmt waren, von
ihm. Die Form der das mittlere Feld flankirenden, nach oben
anschwellenden Baluster entspricht ganz dem Geschmack, der sich
in den Thronen der Grabmäler äussert.
IV
Die Libreria di S. Lorenzo
I
Geschichtliches
Im Herbst 1523 nach der Wahl Giulios zum Papste dürften
die ersten Verhandlungen über den Bau in Rom stattgefunden
haben. Ende Dezember hat Fattucci eine, von Stefano di Tommaso
nach des Meisters Angaben angefertigte Zeichnung erhalten, die
dem Papst vorgelegt werden soll. Jacopo Salviati wünscht eine
andere, die Michelangelo selbst ausführen solle. In ihr sollen die
Maasse beider Librerien, der lateinischen und der griechischen
(welch letztere in der ersten Zeichnung fehlten) angegeben sein;
und er solle dafür sorgen, dass bei dem Eingang ein wenig Licht
sei (2. Januar 1524). Michelangelo antwortet, er sei noch gar nicht
unterrichtet über die Libreria; Stefano habe wohl davon gesprochen,
er habe aber nicht darauf geachtet. Sobald Jener von Carrara
zurück sei, wolle er sich von ihm unterrichten lassen. Eine solche
Arbeit sei aber nicht seine Profession. Am 21. Januar 1524 schickt
er einen Grundriss ein. Der Papst entscheidet sich für die
nach Süden gelegenen Räume, wünscht aber nochmals den Grund-
riss des unteren Stockwerkes, um zu wissen, wie viel Räume sich
dort befinden. Diese mussten erhalten bleiben der Fundamente
wegen. Das obere und untere Stockwerk solle, um Feuergefahr
zu vermeiden, gewölbt und Fenster sollen so viele als möglich an-
gebracht werden. Vermuthlich auf den neuen eingesendeten
Grundriss hin wünscht der Papst, da nach diesem Plan das
halbe Kloster zerstört werden müsste, die Wahl eines anderen
Platzes. Er denkt an die Räume, die nach der Piazza und nach dem
Borgo di S. Lorenzo zu liegen. Michelangelo soll sich erkundigen,
wie viele von den Zimmern und von den Botteghe und Häusern dort
zu kaufen und niederzulegen wären und wie viel es kosten würde.
Am 18. Februar sendet Fattuci die Zeichnung zurück und stellt
nochmals die Fragen. Hierauf hat Michelangelo geantwortet, aber
vergessen die Zahl der Klosterräume anzugeben, die zerstört werden
8
113
In den Kandelabern haben wir also wichtigste Zeugnisse für
die Dekorationskunst Michelangelos vor Augen. Sind sie sein Werk,
dann ist aber auch der Altar, für den sie bestimmt waren, von
ihm. Die Form der das mittlere Feld flankirenden, nach oben
anschwellenden Baluster entspricht ganz dem Geschmack, der sich
in den Thronen der Grabmäler äussert.
IV
Die Libreria di S. Lorenzo
I
Geschichtliches
Im Herbst 1523 nach der Wahl Giulios zum Papste dürften
die ersten Verhandlungen über den Bau in Rom stattgefunden
haben. Ende Dezember hat Fattucci eine, von Stefano di Tommaso
nach des Meisters Angaben angefertigte Zeichnung erhalten, die
dem Papst vorgelegt werden soll. Jacopo Salviati wünscht eine
andere, die Michelangelo selbst ausführen solle. In ihr sollen die
Maasse beider Librerien, der lateinischen und der griechischen
(welch letztere in der ersten Zeichnung fehlten) angegeben sein;
und er solle dafür sorgen, dass bei dem Eingang ein wenig Licht
sei (2. Januar 1524). Michelangelo antwortet, er sei noch gar nicht
unterrichtet über die Libreria; Stefano habe wohl davon gesprochen,
er habe aber nicht darauf geachtet. Sobald Jener von Carrara
zurück sei, wolle er sich von ihm unterrichten lassen. Eine solche
Arbeit sei aber nicht seine Profession. Am 21. Januar 1524 schickt
er einen Grundriss ein. Der Papst entscheidet sich für die
nach Süden gelegenen Räume, wünscht aber nochmals den Grund-
riss des unteren Stockwerkes, um zu wissen, wie viel Räume sich
dort befinden. Diese mussten erhalten bleiben der Fundamente
wegen. Das obere und untere Stockwerk solle, um Feuergefahr
zu vermeiden, gewölbt und Fenster sollen so viele als möglich an-
gebracht werden. Vermuthlich auf den neuen eingesendeten
Grundriss hin wünscht der Papst, da nach diesem Plan das
halbe Kloster zerstört werden müsste, die Wahl eines anderen
Platzes. Er denkt an die Räume, die nach der Piazza und nach dem
Borgo di S. Lorenzo zu liegen. Michelangelo soll sich erkundigen,
wie viele von den Zimmern und von den Botteghe und Häusern dort
zu kaufen und niederzulegen wären und wie viel es kosten würde.
Am 18. Februar sendet Fattuci die Zeichnung zurück und stellt
nochmals die Fragen. Hierauf hat Michelangelo geantwortet, aber
vergessen die Zahl der Klosterräume anzugeben, die zerstört werden
8