Unausgeführte Aufträge auf Gemälde
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i. Gemälde für Pier Francesco Borgherini. 1515.
Von diesem Auftrag erfahren wir, ohne dass freilich der Vor-
wurf des Bildes angegeben wäre, durch einen Brief Michelangelos
an seinen Bruder Buonarroto vom 20. Oktober 1515 aus Rom.
(Lett. S. 129).
„Wisse, dass ich P. F. Borgherini in keiner Weise belästigen
möchte, da ich ihm so wenig wie nur möglich verpflichtet sein
möchte, denn ich habe für ihn eine gewisse Malerei (una certa cosa
di pittura) zu machen, und es würde so aussehen, als wünschte ich
die Bezahlung im Voraus; und ich will ihm nicht verpflichtet sein, da
ich ihm wohl will, und ich will Nichts von ihm, sondern will ihm
aus Liebe und nicht aus Zwang zu Diensten sein: und ich werde
ihm, wenn ich kann, lieber zu Diensten sein als irgend einem
Anderen, denn er ist wahrhaftig ein vortrefflicher Jüngling, und
unter den Florentinern dort giebt es, wenn ich mich nicht täusche,
Keinen, der ihm gleich."
Am 9. und 16. August 1516 erinnert ihn Leonardo Sellajo
an den Auftrag. (Frey, Briefe S. 31, 32.) An Stelle Michelangelos
scheint diesen dann Andrea del Sarto erhalten und übernommen
zu haben, denn am 8. November desselben Jahres schreibt Buo-
narroto an den in Carrara weilenden Bruder: „Baccio d'Agniolo
m'a fato solicitare dua volte per tua parte uno quadro, ehe fa uno
Andrea pitotore (sic) a Pierfrancesco Borgherini, diciendo, ehe lo
s'a a te. Io l'o fato da tua parte per amore di Pierfrancescho,
perche sichondo m'a deto Bacio, non chosa ti tornj in danno nesuno;
pure non so, se io m'o fato bene o male a solecitarllo da tua
parte, dicendo, ehe s'a a mandare a Roma. Benche a ogni modo
non l'a fornito questa chosa, lo debi sapere e io mi sono fidato
di Baccio." (A. a. O. S. 43.) Borgherini ist mit Andreas Gemälde
nicht zufrieden: „non e a modo suo." Damals bietet sich Seba-
stiano del Piombo an, ein Bild für ihn zu malen, falls Michel-
angelo ihm einen Karton mache (1. März 1517. A. a. O. 63). Weiter
erfahren wir Nichts über die Angelegenheit.
Andrea del Sarto, Pontormo und Granacci haben für ein
Zimmer des Borgherini gelegentlich Dessen Hochzeit mit Margarita
Acciajuoli die kleinen Bilder mit Darstellungen aus dem Leben des
Joseph gemalt, deren vier jetzt im Palazzo Pitti und in den Uffizien
sich befinden.
2. Aufforderung, in der Türkei Malereien auszuführen. 1519.
Condivi erzählt, dass Michelangelo 1506, nach seiner Flucht
aus Rom, daran gedacht habe, in den Orient zu gehen, wo der
Sultan Bajazet II. von ihm eine Brücke von Konstantinopel bauen
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i. Gemälde für Pier Francesco Borgherini. 1515.
Von diesem Auftrag erfahren wir, ohne dass freilich der Vor-
wurf des Bildes angegeben wäre, durch einen Brief Michelangelos
an seinen Bruder Buonarroto vom 20. Oktober 1515 aus Rom.
(Lett. S. 129).
„Wisse, dass ich P. F. Borgherini in keiner Weise belästigen
möchte, da ich ihm so wenig wie nur möglich verpflichtet sein
möchte, denn ich habe für ihn eine gewisse Malerei (una certa cosa
di pittura) zu machen, und es würde so aussehen, als wünschte ich
die Bezahlung im Voraus; und ich will ihm nicht verpflichtet sein, da
ich ihm wohl will, und ich will Nichts von ihm, sondern will ihm
aus Liebe und nicht aus Zwang zu Diensten sein: und ich werde
ihm, wenn ich kann, lieber zu Diensten sein als irgend einem
Anderen, denn er ist wahrhaftig ein vortrefflicher Jüngling, und
unter den Florentinern dort giebt es, wenn ich mich nicht täusche,
Keinen, der ihm gleich."
Am 9. und 16. August 1516 erinnert ihn Leonardo Sellajo
an den Auftrag. (Frey, Briefe S. 31, 32.) An Stelle Michelangelos
scheint diesen dann Andrea del Sarto erhalten und übernommen
zu haben, denn am 8. November desselben Jahres schreibt Buo-
narroto an den in Carrara weilenden Bruder: „Baccio d'Agniolo
m'a fato solicitare dua volte per tua parte uno quadro, ehe fa uno
Andrea pitotore (sic) a Pierfrancesco Borgherini, diciendo, ehe lo
s'a a te. Io l'o fato da tua parte per amore di Pierfrancescho,
perche sichondo m'a deto Bacio, non chosa ti tornj in danno nesuno;
pure non so, se io m'o fato bene o male a solecitarllo da tua
parte, dicendo, ehe s'a a mandare a Roma. Benche a ogni modo
non l'a fornito questa chosa, lo debi sapere e io mi sono fidato
di Baccio." (A. a. O. S. 43.) Borgherini ist mit Andreas Gemälde
nicht zufrieden: „non e a modo suo." Damals bietet sich Seba-
stiano del Piombo an, ein Bild für ihn zu malen, falls Michel-
angelo ihm einen Karton mache (1. März 1517. A. a. O. 63). Weiter
erfahren wir Nichts über die Angelegenheit.
Andrea del Sarto, Pontormo und Granacci haben für ein
Zimmer des Borgherini gelegentlich Dessen Hochzeit mit Margarita
Acciajuoli die kleinen Bilder mit Darstellungen aus dem Leben des
Joseph gemalt, deren vier jetzt im Palazzo Pitti und in den Uffizien
sich befinden.
2. Aufforderung, in der Türkei Malereien auszuführen. 1519.
Condivi erzählt, dass Michelangelo 1506, nach seiner Flucht
aus Rom, daran gedacht habe, in den Orient zu gehen, wo der
Sultan Bajazet II. von ihm eine Brücke von Konstantinopel bauen
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