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Thode, Henry; Thode, Henry [Editor]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,1): Der Künstler und seine Werke: Abth. 1 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47068#0159
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Papst und Bischof.

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des hl. Franz beschränkte sich auf Vollendung der Gewandung

und des Kopfes.
Jene beiden Gestalten des Papstes und des Bischofes nun sind

es, die wir als Ausläufer der an-
tikischen Richtung aufzufassen
haben. Sie zeigen in den Ge-
sichtsformen : dem zugespitzten
Oval, den scharfgeränderten
Augenlidern, der Hautfalte über
den Augen und der schmalrücki-
gen Nase, aber auch in der Ge-
wandung — Geradlinigkeit an
der Brust, weiche, wogige Züge
am Arm und Unterkörper — die
nahe Verwandtschaft mit der
Madonna von Brügge, nur freilich,
da es sich um Männer handelt,
bei schärferer Hervorhebung der
Einzelzüge.
Man fühlt es ihnen an, daß
der Künstler dem nichtssagenden
Vorwurf gegenüber in einer ge-
wissen Verlegenheit war und sich
mit ihm abfand, ohne ihm wirk-
liche Anregung zu entnehmen.
Schon die unglückliche Kopfbe-
deckung der Mitren vereitelte ja
jedes Bemühen um Schönheit, die
priesterliche Tracht vergönnte
dem Streben nach Charakteristik
keine Freiheit, daher der Künstler
sich auch mit einer breiten, gene-
ralisirenden Gestaltung begnügte,
und bedeutsam zu verwerthende
Attribute waren nicht gegeben.
Da zu dem Allen nun aber auch

Hl. Gregor. Dom, Siena.


noch das ihn in jenen Zeiten be¬

herrschende Verlangen strenger Stilisirung hinzutrat, so ergab sich
die Wahl einer durchaus einfachen und ruhigen Stellung und einer
Beschäftigung mit Büchern als Motives der Armbewegung. Die
 
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