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Thode, Henry; Thode, Henry [Editor]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,1): Der Künstler und seine Werke: Abth. 1 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47068#0171
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Lünette der Sixtina.


1
DIE MADONNA
Etwa um die gleiche Zeit, in der Michelangelo nach Florenz
zurückkehrte, hat auch Lionardo da Vinci nach seinem langen
mailändischen Aufenthalte sich wieder in der Heimath nieder-
gelassen, wo er, seit dem Januar 1501 nachweisbar, mit der Aus-
führung des Kartons für ein Gemälde der hl. Anna selbdritt beschäf-
tigt war. Sein Eintreten in die Künstlerkreise der Arnostadt war ein
Ereigniss von einschneidender Bedeutung: die wunderbare Kunst
einer bis zu edler Freiheit ausgebildeten Gesetzmäßigkeit der
Komposition, die Verwirklichung traumhafter Schönheitsvisionen,
die nie erschaute Vollkommenheit malerischen Helldunkels, die Ver-
bindung bestrickender Anmuth mit geistvoller Charakteristik, der
Reichthum feinfühliger Farbenharmonieen, der phantasievolle Reiz
schimmernder Landschaften, die Neuheit technischer Ausdrucksmittel
— alle Vollendung schien dieser Malerei, welche der quattrocen-
tistischen Kunst mit einem Schlage ein Ende bereitete, zu eigen
zu sein. Und dieser Maler war zugleich ein Entdecker auf jedem
Gebiete des Wissens, auf den Wink seines Zauberstabes enthüllte
 
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