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Thode, Henry; Thode, Henry [Hrsg.]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,2): Der Künstler und seine Werke: Abth. 2 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47069#0240
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Der plastische Charakter der Architektur.

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auch der Baukunst und prägt sich ihr auf. Zunächst in dem Sinne,
dass das Flächenhafte der Wand so weit wie möglich beseitigt, ihre
Erscheinung in ausfüllende, plastisch vortretende und zurück-
weichende Elemente, wie Stützen, Tabernakel, Nischenfelder und
Konsolen aufgelöst wird, als wäre die Mauer etwas Knetbares,
Elastisches, und dass allen Einzelformen, wie namentlich den Giebeln
und ihren (vor Nischenvertiefungen angebrachten!) Pilastern, aber


Vestibül der Libreria Laurenziana. Florenz.

auch den Hauptgesimsen, eine greifbare räumliche Wirkung ver-
liehen wird. Dann aber auch in dem Sinne, dass ein, dem orga-
nischen Leben des menschlichen Leibes vergleichbarer Eindruck
von Kraft und Bewegung hervorgebracht wird, im Einzelnen, wie
im Ganzen. Dies war es, was auch in den seltsamen Gebilden
der Fenster und Tabernakel in der Medicikapelle, ja in der schon
früher hervortretenden und dauernd bewahrten Vorliebe für An-
wendung von Balustern, als Pfeiler und Postamentrahmungen, auf-
trat und sich nun steigert. Wie in dem menschlichen Leibe durch
stärkste Hervorhebung der Muskulatur, wird in dem Bauganzen die
 
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