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Thode, Henry; Thode, Henry [Hrsg.]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,2): Der Künstler und seine Werke: Abth. 2 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47069#0254
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Der Hof. Aesthetisches.

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In diesem grossartigen Projekt erkennt man das Genie des
gewaltigen Raumbildners; wenn aber Vasari dem Meister das Ver-
dienst, die Herrlichkeit des Palasthofes geschaffen zu haben, zu-
schreibt , so ist dies eine aus äusserster Partheilichkeit hervor-
gehende Ungerechtigkeit gegen Antonio da San Gallo. Dessen Werk
ist die Schönheit des Hofes, denn er hat nicht nur das dorische
Erdgeschoss, sondern auch das jonische erste Stockwerk ■— nur


Hof im Palazzo Farnese. Rom.

die Fensterrahmung mit den schweren Spitzgiebeln rührt von Michel-
angelo her -— geschaffen, dessen Formen und Verhältnisse Michel-
angelos Behauptung, Antonio habe nicht die antiken Stilarten ge-
kannt , Lügen straft. Was aber Michelangelo hinzugefügt hat, das
oberste korinthische Stockwerk, beeinträchtigt empfindlich die Har-
monie des Ganzen. Es bedeutet zunächst nicht, wie dies zu er-
warten wäre, ein leichteres Ausklingen der gesammten Baumasse,
sondern erscheint, den unteren Theilen verglichen, schwerfällig und
lastend. Zweitens ist der schöne Rhythmus der Gliederung zer-
stört durch die Anordnung von Postamenten unter den Pilastern,
 
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