Die Capella Strozzi in San Maria maggiore.
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bestimmend ward. Nur ist jeder Komplex einer solchen Zelle
etwas reicher gestaltet, indem von dem schmalen Korridor aus eine
kleine Loggia nach dem Garten sich öffnet. Die Säulenordnung
des Hofes ist toskanisch, die Gewölbe haben Stichkappen. Das
Attikageschoss enthält abwechselnd breite viereckige und ovale
Fenster, um deren Rahmen die von oben herabsteigenden Linien der
Felderfüllung als äussere Begränzung (mit Ohren an den vier Ecken)
sich herumziehen. Die Thüren und kleinen Fenster der Zellen haben
gleichfalls Umrahmungen mit Ohren, die zwei aneinander gelehnte
kleine Voluten in sich schliessen. Das Kranzgesims, auf dem das
Dach unmittelbar aufsitzt, wird durch schlichte Pilaster getragen.
Die Capella Strozzi in S. Maria maggiore.
Zu den merkwürdigsten Entwürfen Michelangelos muss die
Fassade der Kapelle, welche der Kardinal Ascanio Guido Sforza
am linken Seitenschiff in S. Maria maggiore errichten liess, gehört
haben. Bottari schreibt 1748, in welchem Jahre diese Front bar-
barischer Weise zerstört ward, von ihr : „sie zeige eine grossartige
Einfachheit, eine bizarre neue Erfindung, etwas Grosses und Furcht-
bares; sie mache, bewunderungswürdig in ihrer Majestät und Festig-
keit, den Eindruck einer abstrakten Idee, einer blossen Vorstellung
oder eines Traumbildes.“
Auch der Kapellenraum, den nach des Kardinals und des
Meisters Tode 1564 Giacomo della Porta ausgeführt hat, dürfte auf
einen Entwurf Michelangelos zurückgehen. Die originelle Idee
spricht für diese Annahme. Der Hauptraum besteht aus einem
kuppligen Gewölbe, das von vier schräggestellten, antikischen Kom-
positsäulen getragen wird. Links und rechts schliesst sich in
flacher, segmentförmiger Rundung je eine Art Apsis an, und zwar
nicht in der Breite der Säulendistanz, sondern breiter: zwischen
der Vierungssäule und dem seitlichen Apsisabschluss tritt in die
Ecke vermittelnd eine Säule. Zwei Pilaster gliedern die Wand der
Apsis, die mit segmentförmigem Gewölbe versehen ist. Der
viereckige Chor ist von einem Tonnengewölbe bedeckt. Die
Mittelfenster der Apsiden zeigen Michelangeleske Formen: nach
unten sich verbreiternd, sind sie mit einem Segmentgiebel, der
einen spitzen in sich aufnimmt, abgeschlossen.
Vasari erzählt: „er liess Tiberio Calcagni den Auftrag geben,
nach seiner Anordnung in S. Maria maggiore eine für den Kardinal
Thode, Michelangelo III.
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bestimmend ward. Nur ist jeder Komplex einer solchen Zelle
etwas reicher gestaltet, indem von dem schmalen Korridor aus eine
kleine Loggia nach dem Garten sich öffnet. Die Säulenordnung
des Hofes ist toskanisch, die Gewölbe haben Stichkappen. Das
Attikageschoss enthält abwechselnd breite viereckige und ovale
Fenster, um deren Rahmen die von oben herabsteigenden Linien der
Felderfüllung als äussere Begränzung (mit Ohren an den vier Ecken)
sich herumziehen. Die Thüren und kleinen Fenster der Zellen haben
gleichfalls Umrahmungen mit Ohren, die zwei aneinander gelehnte
kleine Voluten in sich schliessen. Das Kranzgesims, auf dem das
Dach unmittelbar aufsitzt, wird durch schlichte Pilaster getragen.
Die Capella Strozzi in S. Maria maggiore.
Zu den merkwürdigsten Entwürfen Michelangelos muss die
Fassade der Kapelle, welche der Kardinal Ascanio Guido Sforza
am linken Seitenschiff in S. Maria maggiore errichten liess, gehört
haben. Bottari schreibt 1748, in welchem Jahre diese Front bar-
barischer Weise zerstört ward, von ihr : „sie zeige eine grossartige
Einfachheit, eine bizarre neue Erfindung, etwas Grosses und Furcht-
bares; sie mache, bewunderungswürdig in ihrer Majestät und Festig-
keit, den Eindruck einer abstrakten Idee, einer blossen Vorstellung
oder eines Traumbildes.“
Auch der Kapellenraum, den nach des Kardinals und des
Meisters Tode 1564 Giacomo della Porta ausgeführt hat, dürfte auf
einen Entwurf Michelangelos zurückgehen. Die originelle Idee
spricht für diese Annahme. Der Hauptraum besteht aus einem
kuppligen Gewölbe, das von vier schräggestellten, antikischen Kom-
positsäulen getragen wird. Links und rechts schliesst sich in
flacher, segmentförmiger Rundung je eine Art Apsis an, und zwar
nicht in der Breite der Säulendistanz, sondern breiter: zwischen
der Vierungssäule und dem seitlichen Apsisabschluss tritt in die
Ecke vermittelnd eine Säule. Zwei Pilaster gliedern die Wand der
Apsis, die mit segmentförmigem Gewölbe versehen ist. Der
viereckige Chor ist von einem Tonnengewölbe bedeckt. Die
Mittelfenster der Apsiden zeigen Michelangeleske Formen: nach
unten sich verbreiternd, sind sie mit einem Segmentgiebel, der
einen spitzen in sich aufnimmt, abgeschlossen.
Vasari erzählt: „er liess Tiberio Calcagni den Auftrag geben,
nach seiner Anordnung in S. Maria maggiore eine für den Kardinal
Thode, Michelangelo III.
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