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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3): Verzeichniss der Zeichnungen, Kartons und Modelle — Berlin: Grote, 1913

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London, British Museum

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der Oberleib und Kopf nach hinten gewandt, der linke Arm
erhoben. Drei Striche geben die Maasse an: links die Höhe
von der Basis bis zur Höhe des rechten Schenkels: un braccio
e mezzo, die Breite vom linken Knie bis zur Rückenlinie
(wagrecht gemessen): braccia 3, die Höhe von der wagrechten
Basislinie bis zur Höhe der linken Hand: braccia 2 e tre quarti.
Ausserdem oben (wohl die Breite von vorspringender Brust
bis zur Rückenlinie): un braccio. — Rechts unten noch un-
deutliche Striche. — Feder. — Vgl. Bd. III, S. 456. — Fagan II.
Ber. 1491. Frey 60. — Fagan dachte an das Juliusdenkmal;
Ber., der bei der knieenden Figur die Verwandtschaft mit der
Madonna Doni und (in den Armen) mit dem Licht und Finster-
niss scheidenden Gottvater bemerkt, bezog die liegende auf
eine der allegorischen Gestalten der Medicigräber und meinte,
es sei eine den Steinmetzen für die Maasse der Blöcke über-
sandte Skizze. Frey glaubt, M. habe die Berechnungen nur
für sich gemacht, was wohl auch wahrscheinlicher ist, und sieht,
die Skizzen zwischen 1523 und 1526 ansetzend, in ihnen
beiden Studien für die Flussgötter. Die rechts erinnert in
der That an das Modell der Akademie, ist die Stellung auch
nicht genau die gleiche. Wieso aber die Knieende einen Fluss-
gott darstellen soll, ist nicht einzusehen. Wohl begegnen uns
solche auf Skizzen zu den Denkmälern in etwas aufgerichteter
Stellung, immer aber sind sie doch gelagert gedacht, und wie
wäre die erhobene Armhaltung zu deuten? — Aber welche
Bestimmung hatte dann die Skizze, die in der That das Motiv
der Madonna Doni neu verwerthet zeigt? Dies bleibt ein in-
teressantes Geheimniss. Die Figur macht weiblichen Eindruck.
Wir wissen nur von einer Frau, die (Maria ausgenommen)
für die Denkmäler in Aussicht genommen war: „Die Erde".
Die Armbewegung unsrer Figur als Schmerzensgeste zu deuten,
wäre möglich. Aber die „Erde" erscheint in den Skizzen
stehend, wie der Himmel. Ich vermag nicht zu einer be-
stimmten Meinung zu kommen.
287. 1859—6—25—545. Studie zum Kopf des Adamin dessen
Erschaffung. Entwürfe für die Medicidenkmäler (Frei-
bau). Vorderseite: der Kopf ähnlich in der Haltung dem des
Adam, aber mehr von unten gesehen, und die Augen sind
geschlossen. Rückseite: I. Freibaufassade. Auf viereckigem,
nischenartig vertieftem Unterbau mit Sockel ein Obergeschoss
mit geradem Gesims, durch gekuppelte Pilaster oder Säulen
gerahmt. Der hohe Sarkophag mit rundem Deckel ist in die
Nische scheinbar der Länge nach hineingestellt, und zwar so,
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