London, British Museum
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colm'schen Sammlung (s. u. N. 362). Frey hat ungerecht-
fertigte Bedenken an der Ächtheit des Blattes, das fälschlich
von d'Achiardi dem Sebastiano zuertheilt ward. Es ge-
hört der Technik und dem ganzen Charakter der weichen
malerischen Lichtbehandlung nach der spätesten Zeit des
Meisters an.
341. Pp. I —58. Maria mit Kind. Studie nach dem Nackten.
Maria sitzt etwas nach links gewandt, den linken Fuss etwas
zurückgestemmt, den mit einem Tuch umschlungenen Kopf
nach rechts gerichtet und dorthin schauend. (Pentimento am
rechten Bein.) Mit der Rechten hält sie das auf ihrem rechten
Beine rittlings sitzende Kind, das, den Kopf zu ihr wendend,
beide Hände zu ihrer rechten Brust erhebt und an dieser trinkt;
die Linke legt sie unter die linke Brust. Rechts von ihrem
Kopf ist flüchtig der Kopf eines herabschauenden Mannes an-
gedeutet, rechts von ihrem linken Arm hinter dem Stuhllehnen-
knopf ein Kinderkopf. — Schwarze Kreide. — Vgl. Krit. Unt. I,
413. 489. — Fagan XIV. Ber. 1993. Frey 270. — Dieser
grossartige Entwurf, der einen Eindruck von fast wilder Natür-
lichkeit hervorbringt, zeigt das Kind der Medicimadonna. Ich
betrachtete ihn als einen Vorläufer derselben und bleibe bei
dieser Meinung, wenn auch Frey vermuthet, er sei später ent-
standen. Erscheint doch die Komposition der Medicimadonna
zu viel grösserer Geschlossenheit und Vollkommenheit gelangt
und lässt sich doch die Entwicklung des Motives deutlich so
verfolgen: I. Die Madonna an der Treppe. 2. Die Bildstudie
in der Casa Buonarroti (s. o. N. 63 ; vgl. auch die kl. Skizze
in Uffizien, s. o. N. 215). Hier ist die Stellung des Ober-
körpers bereits so fixirt, wie in unserem Blatt. 3. Unser
Blatt. Das Kind rittlings. Die Haltung der Maria, auch des
Kopfes, noch ähnlich wie in der Bildstudie. 4. Skizze im
Louvre (s. u. N. 463). Neuer Versuch einer anderen Stellung
der Maria; das Kind beibehalten. 5. Die Medicimadonna.-
Dass M. nach dieser Formulirung noch einmal das Motiv in
einer entschieden weniger glücklichen Fassung gegeben haben
sollte, ist höchst unwahrscheinlich. — Ganz sicher auch ist es,
dass M. leicht skizzirend die Komposition durch die Figuren des
Joseph und des Johannes ergänzte. Wie kann Frey leugnen,
dass rechts oben ein männlicher, herabschauender Kopf an-
gedeutet ist? Auch auf seiner Tafel, obgleich nicht so deut-
lich wie auf dem Original, ist er doch unzweifelhaft zu er-
kennen.
342. Pp. 2—113. Studie zum Jonas. Ein jugendlicher Mann
sitzt, den Oberkörper zurückgelehnt, den Unterkörper in Ver-
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colm'schen Sammlung (s. u. N. 362). Frey hat ungerecht-
fertigte Bedenken an der Ächtheit des Blattes, das fälschlich
von d'Achiardi dem Sebastiano zuertheilt ward. Es ge-
hört der Technik und dem ganzen Charakter der weichen
malerischen Lichtbehandlung nach der spätesten Zeit des
Meisters an.
341. Pp. I —58. Maria mit Kind. Studie nach dem Nackten.
Maria sitzt etwas nach links gewandt, den linken Fuss etwas
zurückgestemmt, den mit einem Tuch umschlungenen Kopf
nach rechts gerichtet und dorthin schauend. (Pentimento am
rechten Bein.) Mit der Rechten hält sie das auf ihrem rechten
Beine rittlings sitzende Kind, das, den Kopf zu ihr wendend,
beide Hände zu ihrer rechten Brust erhebt und an dieser trinkt;
die Linke legt sie unter die linke Brust. Rechts von ihrem
Kopf ist flüchtig der Kopf eines herabschauenden Mannes an-
gedeutet, rechts von ihrem linken Arm hinter dem Stuhllehnen-
knopf ein Kinderkopf. — Schwarze Kreide. — Vgl. Krit. Unt. I,
413. 489. — Fagan XIV. Ber. 1993. Frey 270. — Dieser
grossartige Entwurf, der einen Eindruck von fast wilder Natür-
lichkeit hervorbringt, zeigt das Kind der Medicimadonna. Ich
betrachtete ihn als einen Vorläufer derselben und bleibe bei
dieser Meinung, wenn auch Frey vermuthet, er sei später ent-
standen. Erscheint doch die Komposition der Medicimadonna
zu viel grösserer Geschlossenheit und Vollkommenheit gelangt
und lässt sich doch die Entwicklung des Motives deutlich so
verfolgen: I. Die Madonna an der Treppe. 2. Die Bildstudie
in der Casa Buonarroti (s. o. N. 63 ; vgl. auch die kl. Skizze
in Uffizien, s. o. N. 215). Hier ist die Stellung des Ober-
körpers bereits so fixirt, wie in unserem Blatt. 3. Unser
Blatt. Das Kind rittlings. Die Haltung der Maria, auch des
Kopfes, noch ähnlich wie in der Bildstudie. 4. Skizze im
Louvre (s. u. N. 463). Neuer Versuch einer anderen Stellung
der Maria; das Kind beibehalten. 5. Die Medicimadonna.-
Dass M. nach dieser Formulirung noch einmal das Motiv in
einer entschieden weniger glücklichen Fassung gegeben haben
sollte, ist höchst unwahrscheinlich. — Ganz sicher auch ist es,
dass M. leicht skizzirend die Komposition durch die Figuren des
Joseph und des Johannes ergänzte. Wie kann Frey leugnen,
dass rechts oben ein männlicher, herabschauender Kopf an-
gedeutet ist? Auch auf seiner Tafel, obgleich nicht so deut-
lich wie auf dem Original, ist er doch unzweifelhaft zu er-
kennen.
342. Pp. 2—113. Studie zum Jonas. Ein jugendlicher Mann
sitzt, den Oberkörper zurückgelehnt, den Unterkörper in Ver-
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