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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3): Verzeichniss der Zeichnungen, Kartons und Modelle — Berlin: Grote, 1913

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Oxford, University Galleries 171

von welcher Ottley noch eine, von Battista Franco angefertigte
Kopie (repr. in C. Rogers Werk I, 27) besass, hat seit
Richardsons Zeit zu manchen Erwägungen Anlass gegeben.
Diese betrafen zunächst den Gegenstand. Ber. meinte eine
Idee zu einem Bronzemedaillon der Sixtinischen Decke (zwi-
schen Noahopfer und Erithraea, nach St.: Sturz der Baalssäule)
zu finden. Ich hielt den Gedanken an ein Bronzemedaillon,
aber nicht an eines der ausgeführten, für möglich und dachte,
indess Ber. eine seltsame Phantasie von Caesar hatte, an irgend
einen alttestamentarischen Stoff (z. B. den Uriasauftrag). Dass
nicht, wie Frey sagt, ein einfacher Soldat, ein Landsknecht,
sondern ein Offizier oder Feldherr in der Hauptfigur gemeint
ist, zeigt die Phantasietracht und auch der im Gegensatz zum
erschreckten Manne edel gebildete Kopf. Die Figur in seinem
Rücken steht in vertraulicher Beziehung zu ihm. Was der
Krieger dem gemeinen Gesellen mitzutheilen hat, ist er-
schreckender Art und kann wohl nur ein Auftrag sein. Daher
nannte ich das Blatt: „des Feldherrn Auftrag" und halte an
dieser allgemeinen Deutung fest. — Die zweite behandelte
Frage betrifft die Ächtheit. Morelli zuerst bezweifelte sie und
machte, was ausgeschlossen ist, Luca Cambiaso zum Verfertiger
der Zeichnung. Ber. entschied sich, obgleich durch deren
Charakter befremdet, wie ich für die Ächtheit, die neuerdings
von Frey entschieden geleugnet wurde, obgleich er die Hand-
schrift M.s auf der Rückseite feststellte. Für die Authen-
ticität scheint jene Kopie von Batt. Franco und die Ver-
werthung der Zeichnung in Dessen Schlacht von Montemurlo
(Gemälde von Uffizien), in der auch sonst Figuren M.s ver-
werthet sind, zu sprechen. Gegen sie die für M. allerdings
ungewöhnliche Technik (Mangel an Kreuzschraffirung). Die
Ausführlichkeit in der Schilderung des Kostüms, die Frey
ausserdem betont, kann ich nicht als Argument gelten lassen,
vielmehr spricht gerade das Eigenthümliche der Kriegertracht
für den Meister, dessen phantasievolle Kostümstudien uns ja
auf manchen Blättern entgegentreten. Den Autor der Zeich-
nung zu nennen vermag Frey nicht; er sagt, es möchten ihm
„nach Typ und Kostüm eine Vorlage aus umbrischem Milieu,
etwa signorellesken Charakters zur Verfügung gewesen sein,
aber er kannte auch Entwürfe M.s". An Bandinelli oder
Passarotti könne man nicht denken. (Umbrisches vermag ich
beim besten Willen nicht zu entdecken.) Der Zeichner müsse
M.s Kreise angehört haben und das Blatt unter den Augen des
Meisters entstanden sein, da sich auf der Rückseite Aufzeich-
nungen M.s befinden. — Nach manchen Zweifeln, die auch
 
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