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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3): Verzeichniss der Zeichnungen, Kartons und Modelle — Berlin: Grote, 1913

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sehene jugendliche nackte Figur. Sie zeigt sich im Profil,
aber wendet den etwas vorgestreckten und gesenkten Kopf,
so dass er fast en face erscheint. Der Fuss des linken ge-
krümmten Beines ist auf eine Erhöhung gestellt, der linke Arm
in die Seite gestützt; die Hand des gesenkten rechten Armes ruht
auf dem linken Knie. — Vgl. Bd. III, 278. 419. Krit. Unt.I, 86. 159.
473. — Rob. 42. Ber. 1709. Frey 214a. 213 a. — Mit Unrecht
bezweifelte Ber. die Ächtheit; er bezog, wie Rob., den Entwurf
auf das Grabdenkmal des Giuliano Medici. Auch Frey, der
aber die von mir hervorgehobene Ächtheit anerkennt, ist
dieser Meinung und bestreitet die meinige, nach welcher hier
ein Entwurf für das Päpstegrabmal vorliegt. Ich halte hieran
fest. Erstens, weil sich die Architekturformen von denen
sämmtlicher Entwürfe für die Grabmäler der Duchi durchaus
unterscheiden. Nicht allein die mittlere Nische mit den Ohren,
sondern auch die Tabernakel und die Aufsätze über diesen.
Zweitens, weil, trotz Freys Einwurf, die Geste der sitzenden
Figur als segnend aufgefasst werden muss, und die Gestalt
nichts mit Giuliano zu thun hat, wohl aber der Statue im
Entwurf der Casa Buonarroti (s. o. N. 80), die unzweifelhaft
eine Tiara trägt, genau (bis auf eine kleine Abweichung im
linken Arm) entspricht. Auch kehrt auf jenem Blatte der
Rahmen mit den Ohren in der Mittelnische und darüber
das Feld zwischen zwei kleinen Pilastern wieder. Die Angaben
in den Briefen: due sepulture, due cassoni, widersprechen
meiner Ansicht durchaus nicht. Wissen wir doch, dass M. an-
fangs einen Sarkophag anordnete, womit man dann später
nicht zufrieden war. Und es ist doch auch möglich, dass
dieser Entwurf eben eine der due sepulture zeigt. — Die
Skizzen der Köpfe I und II bezieht Frey, die eine auf Giu-
liano, die andere auf Lorenzo. An Giuliano könnte man allen-
falls denken, doch bleibt es sehr ungewiss, da der Kopf im
Profil nach der anderen Seite gehalten ist. Bei II hat aber M.
doch offenbar eine Frau gemeint, auch ist die Haltung des
Kopfes und des Körpers eine andere. Selbst, wenn die Skizzen
richtig gedeutet wären, wäre ihnen in keiner Weise ein Argu-
ment gegen die Annahme des Päpstegrabmales zu entnehmen,
da M. sich ja gleichzeitig mit den verschiedenen Denkmälern
beschäftigte und zudem der Entwurf später, als die Köpfe, auf
das Blatt gesetzt worden ist. — Bezüglich der Röthelstudie
hatte ich auf die Verwandtschaft mit dem Bronzedavid hin-
gewiesen, aber, da die Zeichnung ersichtlich später ist und
der linke Fuss zu hoch gehoben ist, an einen Entwurf für
einen Sieger gedacht. Frey meint, die Figur sei weiblich

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