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Zeichnungen
Kniee reichenden Rock, im Rücken hängt von den Schultern
ein Mantel bis zu den Füssen herab. — Schwarze Kreide. —
Aus Samml. Buonarroti, Wicar, Lawrence. — Vgl. Bd. III, 682.
Krit. Unt. II, 472. — Rob. 72. Fisher II, 6. Ber. 1574. Frey 180.
— Die späte, wie tastend entworfene, vielfach korrigirte Zeich-
nung gehört, der Christusdarstellung nach, mit den Entwürfen
im Louvre (s. u. N. 504), Frankfurt (s. o. N. 250) und in Windsor
(s. u. N. 548) zusammen. Nach Rob., dem Frey folgt, wären
hier Johannes links, Maria rechts dargestellt. Dies muss, weil
aller Tradition zuwider, sehr befremden. Ebenso auch die der
Figur rechts verliehene Tracht: der auffallende kurze Rock,
der kaum denkbar bei Maria erscheint. (Ich habe nicht, wie
Frey behauptet, gesagt: sie trage nur einen Kittel, sondern
nur auf eben diesen Kittel, als das Seltsame, aufmerksam ge-
macht.) So kann ich mich nicht zu jener Auffassung, drängt
diese sich auch zunächst dem Beschauer auf, bekennen, son-
dern muss annehmen, dass die zunächst nackt gegebene Figur
links als Maria gedacht war und Gewandung erhalten sollte
(auch als Johannes würde sie gewandet worden sein).
(447).N. 73. Christus am Kreuz und Engel. Kopie des für
Vittoria Colonna gefertigten Originales, welches ich in dem
Blatte der Malcolmschen Sammlung erkenne (s. o. N. 353). —
Schwarze Kreide. — Aus Samml. Wicar, Lawrence. — Vgl.
Bd. III, 682. Krit. Unt. II, 467. — Rob. 75. Fisher II, 7.
Springer II, 308. Frey 160. Br. 84. — Eine andere Kopie im
Louvre (732).
448. N. 74. Die Verkündigung. Links sitzt Maria, halb nach
rechts gewandt, hinter ihrem Rücken das Betpult, erhebt
sprechend die rechte Hand und bewegt die linke dem Engel
entgegen, auf den sie blickt. Der schlanke Engel naht von
rechts, die Linke auf der Brust, die Rechte nach Maria aus-
gestreckt. Er schreitet, was Frey vergebens bestreitet: auf
dem Originale nämlich ist das rechte auf der Erde stehende
Standbein zu sehen, das man auf Freys Abbildung nicht ge-
wahrt — das linke Spielbein ist zurückgestellt, und zwar in
zwei Stellungen skizzirt. Dies lässt auf Freys Tafel die Be-
wegung als eine schwebende erscheinen. Ob durch diese
Korrekturen das Schreiten in ein Schweben verwandelt werden
sollte, bleibt dahingestellt. Ein solches Schweben unmittelbar
über dem Fussboden hätte jedenfalls etwas sehr Unmotivirtes
und Unkünstlerisches. Links oben auf dem Blatte ein Ricordo:
. . ci . . al pictore per dio. Darunter: dio a pasquino per
mandare a chasteldurante. Darunter: legnie. — Schwarze
Zeichnungen
Kniee reichenden Rock, im Rücken hängt von den Schultern
ein Mantel bis zu den Füssen herab. — Schwarze Kreide. —
Aus Samml. Buonarroti, Wicar, Lawrence. — Vgl. Bd. III, 682.
Krit. Unt. II, 472. — Rob. 72. Fisher II, 6. Ber. 1574. Frey 180.
— Die späte, wie tastend entworfene, vielfach korrigirte Zeich-
nung gehört, der Christusdarstellung nach, mit den Entwürfen
im Louvre (s. u. N. 504), Frankfurt (s. o. N. 250) und in Windsor
(s. u. N. 548) zusammen. Nach Rob., dem Frey folgt, wären
hier Johannes links, Maria rechts dargestellt. Dies muss, weil
aller Tradition zuwider, sehr befremden. Ebenso auch die der
Figur rechts verliehene Tracht: der auffallende kurze Rock,
der kaum denkbar bei Maria erscheint. (Ich habe nicht, wie
Frey behauptet, gesagt: sie trage nur einen Kittel, sondern
nur auf eben diesen Kittel, als das Seltsame, aufmerksam ge-
macht.) So kann ich mich nicht zu jener Auffassung, drängt
diese sich auch zunächst dem Beschauer auf, bekennen, son-
dern muss annehmen, dass die zunächst nackt gegebene Figur
links als Maria gedacht war und Gewandung erhalten sollte
(auch als Johannes würde sie gewandet worden sein).
(447).N. 73. Christus am Kreuz und Engel. Kopie des für
Vittoria Colonna gefertigten Originales, welches ich in dem
Blatte der Malcolmschen Sammlung erkenne (s. o. N. 353). —
Schwarze Kreide. — Aus Samml. Wicar, Lawrence. — Vgl.
Bd. III, 682. Krit. Unt. II, 467. — Rob. 75. Fisher II, 7.
Springer II, 308. Frey 160. Br. 84. — Eine andere Kopie im
Louvre (732).
448. N. 74. Die Verkündigung. Links sitzt Maria, halb nach
rechts gewandt, hinter ihrem Rücken das Betpult, erhebt
sprechend die rechte Hand und bewegt die linke dem Engel
entgegen, auf den sie blickt. Der schlanke Engel naht von
rechts, die Linke auf der Brust, die Rechte nach Maria aus-
gestreckt. Er schreitet, was Frey vergebens bestreitet: auf
dem Originale nämlich ist das rechte auf der Erde stehende
Standbein zu sehen, das man auf Freys Abbildung nicht ge-
wahrt — das linke Spielbein ist zurückgestellt, und zwar in
zwei Stellungen skizzirt. Dies lässt auf Freys Tafel die Be-
wegung als eine schwebende erscheinen. Ob durch diese
Korrekturen das Schreiten in ein Schweben verwandelt werden
sollte, bleibt dahingestellt. Ein solches Schweben unmittelbar
über dem Fussboden hätte jedenfalls etwas sehr Unmotivirtes
und Unkünstlerisches. Links oben auf dem Blatte ein Ricordo:
. . ci . . al pictore per dio. Darunter: dio a pasquino per
mandare a chasteldurante. Darunter: legnie. — Schwarze